AZT Tag 56, 19.9 Meilen bis AZT-Meile 775.2

Jakob Lake – der letzte Resupply-Stop. Auf gehts, denke ich mir, laufe los und werde belohnt: Die Sonne scheint vom blauen Himmel, der Regen der vergangenen Tage scheint vergessen, und im Espenwald auf dem Weg finde ich das erste Grün des Jahres:

Endlich ein kleiner Teil des großen Kaibab-Plateaus, in dem der Vorfrühling bereits dem Frühling gewichen ist! Ich genieße den Moment nach einer gefühlten Ewigkeit des Immer-noch-Winters, die begann, als ich am Mogollon Rim auf das Colorado-Plateau geklettert bin. Tatsächlich ist es aber erst Mitte Mai. Und ich befinde mich in 2400 Metern Höhe, in Deutschland wäre das der Gipfel eines der höchsten 12 Berge, und mehr als 500 Meter oberhalb der Baumgrenze. Ich sollte mich wundern, dass hier überhaupt Frühling einzieht und Bäume stehen!

Am frühen Nachmittag komme ich zur Straße nach Jakob Lake. Das verheißungsvolle Ortsschild macht mich neugierig, ich beschließe endgültig, den Umweg zu machen – immerhin sechs Meilen hin und zurück, also zehn Kilometer. Mich erwartet – eine große Tankstelle, ein angeschlossenes Restaurant, und ein ausgedehntes Hotel, dass gewisse Ähnlichkeiten mit deutschen Ferienhaussiedlungen hat. Viele kleine Reihenhäuschen in einer parkartigen Umgebung. Das ganze ist seit mehreren Generationen ein Familienbetrieb und eine Institution. Ich halte mich mehrere Stunden hier auf, esse, kaufe noch etwas Proviant ein, lade meine Akkus auf. Während der ganzen Zeit herrschet ein Kommen und Gehen, Menschen, die den Grand Canyon besuchen wollen oder aber das gerade getan haben, mit großen, ganz großen und richtig großen Autos, oft mit Anhängern. Die Herzlichkeit der Betreiber hat sich herumgesprochen, offenbar nicht nur auf Far Out. Andererseits gibt es im Umkreis von 100 Kilometern auch nur wenige Alternativen …

Etliche Zeit später breche ich auf, kehre wieder auf den Trail zurück und gehe noch ein paar Meilen weiter. Dort sehe ich noch eine Erinnerung daran, dass die Sommer auch hier oben heiß und trocken sind – ein weiteres Waldbrandgebiet will durchquert werden:

Ich treffe Push und Bear Hug wieder – die beiden hatte ich zuletzt am South Rim am Lagerfeuer getroffen. Wir campen gemeinsam und genießen es, in dieser Einsamkeit gleichgesinnte Gesprächspartner gefunden zu haben. Noch ein, vielleicht zwei Tage – dann sollten wir das Ende des Arizona-Trails erreicht haben.

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