Der Tag ist vorbei, es ist Nacht geworden. Wir sitzen am Lagerfeuer und sprechen über die Pläne für die nächsten Tage – wer wann in den Canyon geht, wie die Vorbereitung dafür läuft. Aber es gibt noch etwas anderes, das uns beschäftigt. Heute Nacht soll möglicherweise ein Nordlicht zu sehen sein – hier tief im Süden der USA. Das ist sehr selten, sehr speziell – und wahrscheinlich mit dem bloßen Auge auch gar nicht zu sehen. Zumindest nicht vom Campingplatz aus – hier ist der Blick nach Norden von hohen Kiefern verstellt. Aber am Rand des Grand Canyon hat man einen freien Blick auf den Nachthimmel …
Ich frage in die Runde. Möchte vielleicht jemand mitkommen an den South Rim und schauen, ob etwas zu sehen ist? Nach längerem Gerede wird klar, dass außer Mary niemand daran Interesse hat. Also machen wir uns wiederum zu zweit auf den Weg. Und sehen am Horizont – nicht mehr als eine Ahnung, dass da etwas sein könnte. Sehr lichtschwach leuchtet dort etwas am Himmel, wie eine hinter einem Berg oder einem Wald verborgene Ortschaft, nur sehr viel schwächer. Dazu kommt, dass es hier keine Ortschaften gibt.
Ich stelle schließlich meine Kamera so ein, dass sie dreißig Sekunden lang belichtet, und halte das Objektiv auf gut Glück gen Nachthimmel. Und werde beim zweiten Versuch mit dem wunderbaren Bild ganz oben belohnt! Und im Laufe der nächsten Stunde, an gleicher Stelle, auch mit diesen weiteren Aufnahmen des Nordlichts:
Man muss schon genau hinsehen, um die feinen Unterschiede in den Schattierungen der Farben am Himmel zu erkennen. Alle Bilder sind an der gleichen Stelle entstanden, aber zu unterschiedlichen Zeiten. Und da das Nordlicht ein dynamisches Phänomen ist, ändern sich die Farben – aber eben nur ein klein wenig.