AZT Tag 52, Teil 2: 3 Meilen in den Grand Canyon bis Skeleton Point

Es geht hinab, in den Grand Canyon. Heute Abend will ich dort unten schlafen – etwa 1.500 Meter tiefer und in etwa 14.2 Meilen Entfernung vom South Kaibab Trail Head, an dem ich erst angekommen bin, als es schon fast mittags ist. Am Trailhead ist einiges los – es gibt eine Bushaltestelle, Besucher kommen mit dem Auto an, und immer wieder machen sich Gruppen auf den Weg. Ich studiere die Schilder – sie warnen davor, sich für eine Tageswanderung zu viel vorzunehmen. Insbesondere warnen sie davor, an einem Tag hinunter und wieder herauf gehen zu wollen. Das habe ich nicht vor. Und dann warnen sie davor, mit zu wenig Wasser auf dem Weg zu sein. Und davor, dass es auf dem gesamten Weg bis zur Phantom Ranch keinen Schatten gibt. Das bedeutet: Freier Blick in alle Richtungen. Ich vergewissere mich, dass mein Sonnenhut noch da ist, und mache mich auf den Weg. Der Ausblick beginnt atemberaubend, und wird mit jedem Schritt besser. Kurz nach dem Start fotografiert mich eine Tageswanderin:

Danach geht es in Serpentinen herunter bis zum ersten Zwischenziel, dem Ooh-Aah-Point. Etliche Menschen sind hier unterwegs, manche kommen auch schon wieder herauf:

Ich freue mich, dass die Sonne noch nicht ganz oben am Himmel steht. So gibt das Schattenspiel auf den Hängen den Fotos einen Eindruck von der Tiefe, die diesen Ort so gewaltig wirken lässt.

Der Trail ist in den schieren Hang gebaut, kein Seitental ermöglicht einen sanfteren Weg als die engstmöglichen Serpentinen abwärts:

Der Weg ist in einem fantastischen Zustand. Es ist offensichtlich, dass der National Park Service sich hier, wo jedes Jahr Millionen Besucher kommen, besondere Mühe gibt. Und so gelange ich schnell zum ersten Zwischenziel – dem Ooh-Aah-Point, treffend benannt nach den Geräuschen, die die meisten Besucher hier von sich geben:

Vom Beginn des South Kaibab Trails an bis hierher bin ich noch nicht einmal eine Meile gelaufen, aber ich befinde mich in einer völlig anderen Welt. Die Zivilisation des Zuschauers auf der asphaltierten Straße entlang des South Rim habe ich eingetauscht gegen ein Eintauchen in den gigantischen Canyon selbst. Der Blick über den Rand zeigt weit unten den Trail, wie er unterhalb des O’Neill Buttes vorbeiführt. Und dann weiter auf das Zwischenplateau, auf dem der Skeleton Point liegt, bis hin zum Tipping Point, von wo aus es dann endgültig in die Tiefe gehen wird.

Aber so weit bin ich noch nicht. Erst einmal genieße ich die Aussicht, mache etwas Pause und noch weitere Fotos – das Bild ganz oben entsteht, und dieser Blick auf den Weg, der jetzt als nächstes folgt:

Ein Blick zur Seite zeigt die unwirklichen und doch realen Canyonwände, die der Colorado-River hier über die Jahrmillionen in das Plateau gefräst hat:

In der Bildmitte ist das Zwischenplateau gut zu erkennen, und ebenfalls, wie das eigentliche Flusstal noch mal ein gutes Stück tiefer liegt. Irgendwo an der Kante zu diesem Tal liegt der Tipping Point, über den mich mein Weg bald führen wird. Ich bewundere die Vielzahl an Fußwegen, die dieses Plateau erschließen – sie zu erkunden wäre mindestens einen weiteren Besuch hier wert. Aber heute geht es auf dem schnellsten Weg nach unten.

Mir begegnet ein Maultierzug:

Wie seit Jahrhunderten transportieren Maultiere das, was im Tal benötigt wird, herunter und wieder herauf. Und das ist einiges, denn unten befindet sich ein Hotel, eine Ranger-Station, und Campingplätze – all das will versorgt sein. Maultiere übernehmen diese Arbeit – zumindest so weit das einigermaßen realistisch möglich ist. Was geschieht, wenn diese Art des Transports an ihre Grenzen kommt, werde ich später noch sehen.

Inzwischen ist die Zahl der Wanderer deutlich kleiner geworden. Die meisten sind am Ooh-Aah-Point wieder umgekehrt. Und für die allermeisten der verbliebenen Tageswanderer ist das nächste Etappenziel, Cedar Ridge, der Punkt zur Umkehr. Zwar waren es bis hier nur 1.5 Meilen Weg, aber immerhin ging es bereits 340 Meter in die Tiefe. Wieder eine Gelegenheit für Fotos:

Von hier aus gibt weitet sich der Blick auch noch einmal auf die tiefer gelegenen Regionen (Bildmitte):

Das Ganze ist eine Reise zurück in der Zeit. Das Gestein, das mich umgibt, wird mit jedem Schritt älter. Wenn ich unten angekommen bin, werde ich einen Kiesel aufheben, der über eine Milliarde Jahre alt ist – die Schicht dort unten im Graben ist eins der ältesten Gesteine, das an der Erdoberfläche zugänglich ist. Ich mache mich wieder auf den Weg, dorthin zu gelangen, und erreiche nach weiteren 1.5 Meilen den Skeleton Point. Von hier aus ist zum ersten Mal seit Beginn des Abstiegs der Fluß sichtbar:

Ansonsten – geht es steil abwärts, und das nächste Ziel wird das Zwischenplateau sein, das zum Tipping Point führt. Auf dieses Plateau hinunter führen weitere Serpentinen, die vorerst letzen im roten Gestein. Auf dieser ganzen Strecke sind jetzt nur noch zwei Wanderer zu erkennen, und ich musste eine ganze Zeit warten, um kein völlig menschenleeres Foto zu machen:

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