Der Remstalweg: Meine Empfehlung

Das beste Training fürs Wandern ist Wandern. Deshalb bin ich schon vor einem Jahr regelmäßig gewandert, um mich auf die Fernwanderung auf dem Pacific Crest Trail vorzubereiten. Letztes Jahr habe ich dabei die Abschnitte der Hauptwanderwege 1 und 4 des schwäbischen Albvereins kennengelernt, die direkt vor meiner Haustür liegen. Sehr zu empfehlen! Aber irgendwann kannte ich die Strecken, und habe mich gefragt, ob das dieses Jahr nicht auch anders geht. Erst hatte ich daran gedacht, kürzere Fernwanderwege in Deutschland zu gehen – vielleicht den Malerweg. Nach der Erfahrung auf dem Maximiliansweg habe ich diesen Plan aufgegeben: Zu viel Vorausplanung erforderlich für die Übernachtungen, zu unflexibel bei wechselhaftem Wetter, zu riskant in der falschen Jahreszeit, denn meine Vorbereitungszeit ist November bis März. Auf der Suche nach einer Alternative bin ich auf den Remstalweg gestoßen.

Wer davon noch nie etwas gehört hat: Der Remstalweg wurde im Rahmen der Landesgartenschau 2019 aus bereits existierenden Wanderwegen neu zusammengestellt. Er ist 213 km lang und verläuft in Form eines großen, liegenden U. Man läuft südlich der Rems in Fellbach los in Richtung Quelle, bei Essingen um die Quelle herum und dann nördlich der Rems weiter in Richtung Mündung. Die Rems mündet in den Neckar, und zwar in einem Ort, der sehr treffend, wenn auch nicht besonders phantasievoll, Neckarrems genannt wurde.

Für die Nichtschwaben: Das ist alles östlich von Stuttgart. Und das begründet ein für mich ganz wesentliches Feature des Remstalweges: Alle Ein- und Ausstiege und viele Punkte zwischendurch sind ausgezeichnet mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen. Fast überall gibt es Halbstundentakt! Und nachdem mein Heimatort Aalen im gleichen Verkehrsverbund liegt, dachte ich mir: Ich splitte meine 213-km-Fernwanderung in Tagesetappen auf, die ich alle mit öffentlichen Verkehrsmitteln von zu Hause aus erreichen kann. Dann schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe: Ich brauche keine Übernachtungen mehr im Voraus buchen, und ich kann spontan auf das Wetter reagieren! Damit sollte der Remstalweg auch im Winter gut gangbar sein.

Nachdem der Weg nun so praktisch ist, stellt sich die Frage: Kann ein Weg, der so nah an der Zivilisation liegt, schön sein? Wer schon einmal durch das Remstal gefahren ist, und die vielen Gewerbegebiete an der Bahnlinie und der Bundesstraße gesehen hat, stellt diese Frage vielleicht mit einem gewissen Nachdruck. Meine Antwort, nachdem ich den Weg inzwischen abgeschlossen habe: Absolut ja. Und das liegt daran, dass der Weg eine hervorragende Mischung aus Natur- und Kulturlandschaft präsentiert. Waldwege und steile Wanderwege durch schroffe Abbruchkanten wechseln sich ab mit Wegstücken, die durch Weinberge, entlang Skulpturenpfaden, über die Reste des römischen Limes und auf den Spuren der Staufer geführt sind. Pittoreske Fachwerkdörfer gibt es ebenso wie weit schweifende Fernblicke – auf der ersten Hälfte des Weges über die vergleichsweise ebene Landschaft nördlich der Rems, auf der zweiten Hälfte des Weges auf die Abbruchkante der schwäbischen Alb. Und ganz am Schluss kommt als letzte Überraschung noch die Strecke entlang der Flussmäander, eine Oase der Ruhe inmitten des geschäftigen Stuttgarter Speckgürtels, bevor der Weg an der Mündung der Rems endet.

Solange das persönliche Ziel nicht die absolute Abgeschiedenheit ist, ist der Remstalweg wirklich hervorragend. Und damit meine fette Empfehlung! Einziges Manko: Es gibt so viel am Weg zu sehen, dass man oft nicht richtig voran kommt …

Wer mehr wissen möchte, kann sich auf der Homepage des Remstalweges informieren (https://remstal.de/natur/wandern/remstalweg#/article). Oder einfach meine nächsten Blogartikel lesen!

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