PCT 2022 Tag 10, 17.9 Meilen bis zum Camp bei PCT Meile 109.1 kurz vor Warner Springs

Im Lager treffe ich Emilie, der ich bereits in Julian begegnet war. Ich erzähle begeistert von der Zisterne, und wir gehen beide nochmal dorthin und versorgen uns mit Wasser für den Tag.

Emilie hat ohne Zelt übernachtet, ist schneller beim Zusammenpacken und verlässt das Lager vor mir. Als ich mich schließlich auch auf den Weg mache, begegnet mir eine weitere Krötenechse. Nur dass diese viel kleiner ist, vielleicht 8 cm groß:

Unterwegs begegnet mir Sweetheart. Er kommt aus München, wir wandern den größten Teil des Tages zusammen und passieren gemeinsam den nächsten Meilenstein: 100 Meilen Weg sind geschafft!

Heute sind es „nur“ 10 Meilen bis zur nächsten Quelle Barrel Spring.

Hier quert der PCT die Straße S22. Es gibt einen Zeltplatz und einen Wanderparkplatz, und dort erwarten uns Hipsy-Gipsy und Oak mit Trail Magic.

Vor ihrem Wohnmobil steht ein Tisch mit Tomaten und Erdbeeren, sauren Gurken und Rosinen, allen Arten alkoholischen und nicht- alkoholischen Getränken aus der Dose und natürlich Wasser.

Der Dekor lässt mich zweifeln: Indianischer Federschmuck und ein im Lotussitz meditierendes Skelett, ein paar Kristalle und ein Strauß Blumen, und eine Tischdecke, die das halbe Jahrhundert seit den besten Hippie-Zeiten schadlos überbrückt zu haben scheint. Nur ein Stilzitat, oder steckt da mehr dahinter? Ich frage nach, wir kommen ins Gespräch.

Die beiden sind im letzten Jahr auf dem PCT gewandert und wollen etwas zurückgeben für die vielen Wohltaten, die ihnen andere Trail Angel haben zukommen lassen. Das Skelett? „Sitzt normalerweise auf unserem Altar auf dem Armaturenbrett.“ Ah ja. Hipsy-Gipsy faltet während des Gesprächs immer wieder die Hände vor der Brust zum indischen Gruß. Schließlich erwidere ich diesen und sage „Namaste“. Hocherfreut grüßen beide zurück: „Namaste“. „Was auch immer das heißen mag“, sagt Sweetheart. „Das Göttliche in mir grüßt das Göttliche in dir“, sage ich. „Du weißt es!“, sagen Hipsy-Gipsy und Oak wie aus einem Mund. Sie scheinen ehrlich erfreut zu sein, es fühlt sich zum ersten Mal so an, als sei eine Verbindung entstanden. Aber letztlich bleiben mir die beiden ein Rätsel. „Kalifornien eben!“, erklärt mir später ein anderer Trail Angel.

Nach der Überquerung der S22 führt der Weg über Privatgelände. Auf riesigen, üppigen Weiden begegnet mir die erste Kuhherde des Trails.

Und dann kommt eine Stelle, die für mich in der Vorbereitung zu einer Art Wahrzeichen des PCT geworden ist: der extrem eigenartig geformte und sehr treffend bezeichnete Eagle Rock. Im abendlichen Gegenlicht mache ich meine Fotos.

In unmittelbarer Nähe kann ich noch zwei Tiere fotografieren, die mir bisher immer entwischt waren: eine Eidechse, von denen es hier sehr viele gibt, noch dazu eine besonders schön bunte – und einen Vogel, den ich als zoologischer Vollignorant für einen Spatzen halte:

Schließlich führt der Weg an einem Bach entlang. Als Deutschem fällt mir das nicht weiter auf, ich habe schon andere Bäche gesehen. In der Wüste Südkaliforniens allerdings ist dies so selten und besonders, dass meine amerikanischen Mitwanderer noch tagelang davon erzählen!

Nach fast 18 Meilen schlage ich mein Lager am Sandufer dieses Baches kurz vor dem Ort Warner Springs auf.

1 Comment

  1. Marc

    Hi Gregor!

    Ich fand diesen Blog während einer Pause von der Reinigung des Brunnens einer nahen halblegalen Campsite 🙂
    In etwas über drei Tagen war dann alles gelesen – einer der seltenen deutschsprachigen Blogs über US-Fernwanderungen.
    Vielen Dank für den Aufwand, die Impressionen mit dem Rest der Welt zu teilen. Thumbs up für den Rest des Weges bzw. der Auszeit.

    ..ml..

    P.S.: Schade, dass deutsche PET-Pfandflaschen nicht faltbar sind … sie wären das Gear-Item schlechthin (Bild von Barrel Spring, die „Adelholzener sanft“-Flasche für gefitertes Wasser).

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