Nach anderthalb Tagen Pause in Julian geht die Wanderung weiter. Professor bringt mich vom Stagecoachtrails Wohnmobilpark nach Scissors Crossing. Wir nehmen Abschied, und der PCT führt mich in ein neues Gebiet, die San Felipe Hills. Dort sehe ich zum ersten Mal in der Wildnis Saguaro-Kakteen und bin begeistert. Sie sind zwar nicht so hoch wie im Wohnmobilpark, dafür gibt es jede Menge davon. Das Bild oben vermittelt einen guten Eindruck.
Auf meiner Karte steht, dass die San Felipe Hills zum Teil zu einer Wilderness Study Area gehören. Ich halte Ausschau nach wilden Tieren und werde schon bald fündig:
Kurz darauf begegnet mir ein wirklich interessantes Tier, eine Krötenechse:
Sie ist farblich perfekt getarnt, und ich wäre sicher an ihr vorbeigelaufen, hätte sie sich nicht bewegt. So konnte ich dieses schöne Tier fotografieren. Sie ist etwa 20 cm groß und verfügt über eine sehr eigene Art, sich zu verteidigen: bei Gefahr kann sie Blut aus ihren Augenwinkeln spritzen. Zum Glück habe ich das nicht erlebt.
Der weitere Weg des Tages zeigt die Wüste im Frühjahr. Es blüht, ist vergleichsweise feucht, aber in Summe eben eine Wüste und deshalb doch sehr trocken.
Während des gesamten Tages gibt es keine Möglichkeit, Wasser zu erhalten. Es ist heiß und geht bergauf, meine Wasservorräte von Scissors Crossing werden schnell weniger. Nach über 14 Meilen folgt endlich der Third Gate Cache, ein von Trail Angels regelmäßig befülltes Lager von Wasserflaschen. Allerdings gibt es an dieser Stelle noch eine weitere Möglichkeit, an Wasser zu kommen. In einer halben Meile Entfernung befindet sich eine Zisterne. Diese sieht nicht nur aus wie ein mittelalterlicher Brunnen, sie funktioniert auch so: mit einem Eimer am Seil sieht man sich das Wasser aus der Tiefe. So etwas kannte ich bisher nur aus dem Museum, dass ich mich einmal so mit Trinkwasser versorgen würde hätte ich nicht gedacht. Den Mauerresten nach zu urteilen gehörte diese Zisterne früher zu einem größeren Gebäude, vielleicht in der Goldgräberzeit, aber heute sind davon nur ein paar Stützmauern, dieses Zisterne, und ein weiteres Loch im Boden übrig.
Ich übernachte im Camp direkt am Third Gate. So kann ich am nächsten Morgen noch Mal Wasser holen, bevor es wieder in die Wüste geht.