Eigentlich wollte ich um 11:30 zum Einstieg fahren, bei dem ich vorgestern ausgestiegen war. Eigentlich. Aber dann bekomme ich keinen Fahrer. Von den Trail Angels ist keiner erreichbar, und Uber und Lyft versprechen mir jeweils eine Stunde lang, ein Auto zu schicken – um mir dann mitzuteilen, dass sie leider keins haben. Ich telefoniere immer unwahrscheinlichere Nummern ab, bis dass mich schließlich Karl, der sich als Taxifahrer am Telefon gemeldet hat, mit einem wahren Seelenverkäufer von Auto abholt. Ein schwarz umgespritztes ehemaliges Polizeiauto, Sprung quer über die Windschutzscheibe, Fenster rechts lässt sich nicht schließen, links nicht öffnen, Löcher im Sitzbezug, und aus dem nachträglich eingebauten Radio tönt abwechselnd Hardrock und Heavy Metal. Anfänglich in Konzertlautstärke.
Das einzig verdächtig neue an dem Wagen: das Taxischild …
Karl erweist sich aber als zuverlässiger Fahrer und bringt mich sicher an den Trailhead. Schon wegen des hohen Erlebniswertes weiterzuempfehlen!
Als ich los wandere, ist es bereits 13:30. Große Strecken sind heute nicht mehr drin … Dafür gibt es einiges zu sehen. Der Weg führt auf größerer Höhe noch Mal der Länge nach an Big Bear City und Big Bear Lake vorbei. Als erstes sieht man den Ortsteil am völlig ausgetrockneten, dem eigentlichen Big Bear Lake vorgelagerten Lake Baldwin:
Ein paar Meilen später kommen die Skiabfahrten ins Bild:
Schließlich sieht man den Bootsanleger. Um dieses Bild zu verstehen, ist es hilfreich zu wissen, dass Big Bear Lake normalerweise keinen Strand hat:
Die Auswirkungen der jahrelangen Dürre sind auf diesen Bildern finde ich sehr dramatisch sichtbar. Aber wie gesagt – dem Touristenzustrom hat das bis jetzt kaum geschadet. Los Angeles ist einfach groß, und ein Wochenende in den Bergen für viele offenbar auch dann attraktiv, wenn man dort nicht allzuviel machen kann.
Im weiteren Verlauf sehe ich auf der anderen Seite des Weges mehrere Bergwerke im Tagebau. Ob diese noch betrieben werden, oder zu den historischen Abbaustätten aus der Zeit des Holcomb-Goldrauschs um 1860 gehören, erschließt sich mir nicht.
Jedenfalls wirken sie wie sehr hässliche Narben in der Landschaft.
Das letzte Bild dieses Tages zeigt einen Fichtenzapfen, der den Beweis liefert, dass es nicht nur Kiefernzapfen in Mutantengröße gibt:
Abends am Lager treffe ich neue Wanderer, darunter Gazelle und ihren Vater. Im Prinzip wandern die beiden zusammen, aber Gazelle hat ihren Trail Name daher, dass sie ihm meist ein Stück vorausspringt …