PCT 2022 Tag 126, 16.2 Meilen bis PCT-Meile 1253.1

Der Tag heute steht zunächst fast ganz im Zeichen des Waldbrandes vom Vorjahr. Die Bäume sind pechschwarz oder kalkweiß, je nachdem, ob die verkohlte Rinde sich am Baum gehalten hat, oder abgefallen ist. Was vor kurzer Zeit ein grüner Wald war, sieht jetzt so aus:

Streckenweise fehlt jedes Grün, an anderen Stellen haben einzelne Bäume das Feuer überstanden und zeigen zumindest an ein paar Zweigen noch Nadeln. Und mittendrin kommt dann plötzlich kein Meilenstein, sondern ein Kilometerschild: Ich bin jetzt von der mexikanischen Grenze aus 2000 km gewandert!

Ebenfalls in dieser Gegend entdecke ich den bisher größten (Tannen? Fichten?) Zapfen dieses Weges – und meines Lebens. Das Bild untertreibt die Proportionen eher noch, der Zapfen ist gut und gerne 40 cm lang!

Auch ein Detail am Wegesrand: Eine ausgebrannte Baumwurzel. Hier war das Feuer so heiß, dass es unterirdisch weitergebrannt und sämtliches Wurzelholz vernichtet hat. Dadurch sind die hier zu sehenden Löcher entstanden – das sind keine Tierbauten, sondern Hohlräume, die verbrannte Wurzeln hinterlassen haben. Diese Hohlräume schlängeln sich meterweit unter der Oberfläche entlang. Der Boden ist hier sehr instabil; bei jedem Tritt ist es möglich, dass man in eines dieser Wurzellöcher einbricht.

Ich verbringe eine kurze Pause auf dem Boden liegend. Dieser Blick nach oben fängt noch einmal schön die gnadenlose Atmosphäre des Brandgebietes ein:

Trotzdem ist auch heute die verbrannte Natur nicht die ganze Wahrheit. Mitten durch das Brandgebiet fließt in einem tiefen Einschnitt der Middle Fork Feather River. Vor dem Brand stelle ich mir vor, dass dieser Fluss eine liebliche Abwechselung inmitten eines grünen Waldes war. Jetzt ist er eine Oase inmitten einer Ödnis! Schon von weitem deutet sich die Veränderung an: Wo bisher nur staubiger Waldboden war, wächst jetzt Gras und erstes Unterholz. Wasser ist Leben!

Und im Wasser lebt es auch. Voller Staunen fotografiere ich zwei Flusskrebse, die miteinander kämpfen:

Danach führt der Weg dann auf einer hohen Brücke über den Fluss. Kaum zu glauben, dass die verbrannten Wälder nur wenige hundert Meter entfernt sind:

Der Blick von der Brücke herab zeigt eine wunderschöne Badestelle – bei 30 Grad im Schatten (ohne Schatten) unwiderstehlich!

Zusammen mit vielen anderen Wanderern mache ich eine längere Mittagspause, genieße das Wasser, esse. Und dann geht es nach der Pause weiter:

Allerdings nicht mehr sehr weit. Vier Meilen nach dem Fluss schlage ich mein Zelt auf und beende diesen Tag.

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