PCT 2022 Tag 55-57: Der PCT zeigt die Zähne, insgesamt 49.4 Meilen bis PCT-Meile 615.9

Nach Tehachapi folgt auf dem PCT die Etappe zum Walker Pass. Und die hat es in sich: sie ist der trockenste Abschnitt des gesamten Weges, die Quellen sind am unberechenbarsten, es gilt viele Höhenmeter zu überwinden und es ist in der Regel massiv heiß.

Es kommt anders. Es gibt einen Wettereinbruch, und es folgt eine sehr kalte Woche mit Nachttemperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt. Und es gibt eine flächendeckende Sturmwarnung: bis zu 80 km/h Böen sind angesagt. Ich gehe trotzdem los und kämpfe tagelang mit Kälte und Wind. Die Böen sind so heftig, dass ich immer wieder ums Gleichgewicht kämpfe – und das an Steilhängen oder auf Kämmen. Ich komme langsam vorwärts, brauche viele Stunden, und suche lange nach einigermaßen windgeschützten Zeltplätzen. Mir wird klar, warum gerade hier so viele Windturbinen stehen … dies ist einer der statistisch windigsten Orte der Welt!

Am Ende des ersten Tages nach Tehachapi denke ich, das kann ja morgen nur besser werden. Dem ist leider nicht so. Als ich an Tag 56 aufwache, erwartet mich dichter Nebel, der sich auch über den ganzen Tag hält. Ich wandere dicht an Windrädern vorbei, die ich nicht sehen kann. Dafür kommen neben dem Pfeifen und Heulen des Windes geisterhafte technische Klänge der Rotoren aus dem Nebel. Dies ist der erste Tag der Wanderung, an dem ich kein einziges Foto mache – es gibt im dichten Nebel schlichtweg nichts zu sehen. Immerhin verbleiben Kälte und Wind als Konstanten …

An Tag 56 lichtet sich der Nebel, zunächst ein wenig, später dann vollständig. Ich passiere einen weiteren Meilenstein: 600 Meilen bin ich jetzt seit der mexikanischen Grenze gelaufen! Siehe oben.

Später am Tag fällt mir auf, dass sich mit der Höhe auch die Vegetation geändert hat. Ich laufe jetzt durch einen Wald, der fast deutsch anmutet:

Später geht es wieder etwas hinunter, und dort finden sich dann wieder die inzwischen vertrauten Joshua Trees:

Es bleibt aber stark böig und sehr kalt. Dafür gibt es Entspannung beim Wasser: bei Meile 615.9 kreuzt die Kelso Road, und dort unterhalten Trail Angel ein Wasserlager.

Sehr erleichtert, dass der Vorrat gut bestückt ist, fülle ich meine Flaschen nach und bleibe auch gleich für die Nacht. Leider ist mein Zeltplatz heute nicht gut windgeschützt. Immer wieder wache ich auf, weil die Zeltplane hin- und herschlägt und mir die Windböen durch das Moskitonetz Staubwolken ins Gesicht blasen.

Am Morgen sind Hals und Nase gereizt, und meine gesamte Ausrüstung ist von einer braunen Staubschicht bedeckt. Der PCT zeigt mir heftig die Zähne. Diese drei Tage werde ich gerne bald vergessen.

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