Gregor Tag 58 beginnt etwas besser, als Tag 57 aufgehört hat: etwas weniger Wind, etwas wärmer.
Ich schaue in meine Far-Out-App und lese, dass alle Quellen auf den nächsten 20 Meilen versiegt sind, dass aber bei Meile 630.8 von anderen Trail Angels ein weiteres Wasserlager unterhalten wird. Damit steht die Tagesetappe fest.
Leider hält sich das Wetter nicht: im Laufe des Tages wird es wieder kälter und windiger. Ich steige auch wieder bergauf und laufe dann auf einer spärlich bewachsenen Hochebene:
Es ist so windig, dass mir die Wollmütze vom Kopf zu wehen droht. Kurzerhand befestige ich sie mit meinem Sonnenhut – der hat einen Kinnriemen:
Mittags treffe ich Flash, einen Mitwanderer aus Hamburg. „Schreibst du goingnewplaces.com? Hat mir bisher sehr geholfen, mich auf die einzelnen Etappen vorzubereiten!“
Das ist das erste Mal, dass ich auf dem Trail einen Leser meines Blogs treffe. Ich freue mich!
Nachmittags komme ich dann an diesem kalten, aber schönen Ausblick vorbei:
Ein Blick auf Far Out zeigt mir, dass ich mich genau bei Meile 625.6 befinde. Das sind umgerechnet ziemlich genau 1000 km. Ich halte inne und staune. Alles, was ich in den letzten Wochen getan habe, war einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und das hat sich jetzt auf 1000 km summiert! Ich hätte nie geglaubt, dass ich 1000 km weit laufen kann. Aber es geht offenbar – Schritt für Schritt. Ich male mit meinem Wanderstock die Markierung in den Sand:
Danach bestimmen wieder Kälte und Wind mein Dasein. Ich frage mich, wie man Wind fotografieren kann. Der Physiker in mir hat eine Idee. Ich halte einen Wanderstock an der Nordic-Walking-Schlaufe und mache einen Selfie:
Der dünne Stock hängt locker an meinem Daumen. Aber eben nicht gerade herunter, sondern im Winkel von fast 60 Grad:
Wenn das jetzt Nicht-Physiker lesen, die von der nicht kalibrierten Pseudo-Objektivität dieses Messverfahrens gänzlich unbeeindruckt sind, dann können diese die Windgeschwindigkeit auch an meinem gequälten Gesichtsausdruck erkennen …
Ich zelte und verbringe eine weitere kalte, windige Nacht.
Einfach beeindruckend zu lesen, Gregor!
Wie du schreibst einen Fuß vor den anderen und Schritt für Schritt!
Vielen Dank!
Glückwunsch zu den 1.000 Kilometern, je nach Schrittlänge werden das bereits 2-2,5 Millionen Schritte gewesen sein! Danke für deine Erfahrung und Reflexionen!
Wow, damit hast Du mehr als die vollständige A7 abgewandert (nur 961 km, aber nicht so spannend.) 😉
Gruß, Albrecht
Hatte gerade einen Albtraum … habe mich am Frankfurter Flughafen verlaufen und bin anstelle des PCT auf dem Mittelstreifen der A7 gewandert …