Als ich am nächsten Morgen aufwache, geht es mir besser. Eine lange Nacht Schlaf bei nicht allzu kalten Temperaturen wirkt auch in Amerika gehen Erkältungen! Und damit geht es weiter Richtung Kennedy Meadows – dem offiziellen Ende der Wüste.
Zunächst verändert sich die Landschaft. Ich laufe wieder Mal durch ein ehemaliges Brandgebiet, und komme in den oberen Bereich, in dem ein paar Bäume überlebt haben. Wie zum Beispiel dieses schöne Exemplar:
Ich kann es nur so beschreiben, dass dieser Baum gleichzeitig lebendig und tot ist! Bisher dachte ich immer, dass Leben und Tod Gegensätze sind, die zeitlich aufeinander abfolgen. Dieser Baum lässt mich diese Annahme in Frage stellen – hier stehen leben und Tod zeitgleich, aber räumlich getrennt nebeneinander!
An diesem Brandgebiet kann man auch schön die Grenzlinie des ehemaligen Feuers erkennen:
Und dann gibt es auch immer wieder diese Bilder. Totes Holz, das wegen der Trockenheit und der kurzen Vegetationsperiode noch nicht verrottet ist, um das herum aber bereits neues Unterholz nachwächst. Das Leben ist nicht kleinzukriegen:
Und dann ein kleiner Ausblick auf das, was jetzt bald kommt: schneebedeckte Gipfel! Noch sind sie allerdings weit entfernt am Horizont:
Und dann ist es so weit. Das endgültige Ende der Wüste ist erreicht! Ich komme am Kern River an, einem Fluss, der so breit ist, dass man an einem Stellen schwimmen kann! Siehe oben und die folgenden Bilder:
Was das für ein Ereignis ist nach der Wüstenwanderung, muss man einem sommerregengeplagten Deutschen erklären. Der letzte Fluss, in dem man hätte baden können, war der Deep Creek mit seinen heißen Quellen. Das war an Tag 31 und ist ziemlich genau einen Monat her! Seitdem war das Wasser meist so knapp und kostbar, dass ich es ausschließlich zum Trinken verwendet habe. Sich vor dem Essen die Hände waschen zu können, war ein Luxus, der den Mahlzeiten vorbehalten war, die in der Nähe kleiner Bäche oder Quellen stattfanden! Und jetzt ist hier so viel Wasser, dass man sich buchstäblich reinlegen kann!
Es gibt keinen Zweifel mehr: die Wüste geht zu Ende. Meine Kräfte für diesen Tag allerdings auch, und inzwischen ist es auch schon spät – man sieht den Bildern die Abendstimmung ja ganz gut an. Ich beschließe, den Einzug ins gelobte Land Kennedy Meadows noch einen Tag zu verschieben und zelte in der Nähe des Kern River.