Seit 1990 war ich fast jedes Jahr in den USA. Bis auf die letzten zwei Jahre; da waren Reisen wegen Corona nicht möglich. Als ich jetzt nach Seattle kam, habe ich mich gefragt, was sich verändert hat. Mein Fazit: Amerika präsentiert sich noch unmissverständlicher als früher in Gegensätzen, die in Europa so nicht vorstellbar wären. Einerseits ist da das wirtschaftlich extrem erfolgreiche, stark wachsende Seattle, das gerade mindestens ein Dutzend neue glitzernde Hochhäuser errichtet. Dort werden Boeing, Amazon, Facebook, Microsoft, Google, und Tesla neue Büros beziehen, und ihre neuen Mitarbeiter Wohnung finden.

Andererseits finden sich in den Parks nicht mehr einzelne Obdachlose, sondern regelrechte Zeltstädte. Auf dem Foto unten sieht man eine derartige Zeltstadt, mit der Space Needle, dem Wahrzeichen Seattles, im Hintergrund. Das Gebäude in der Bildmitte ist das Hauptquartier der Bill-and-Melinda-Gates-Stiftung.

Dann sind da noch die Geschäfte in der Innenstadt. Ungefähr zwei Drittel der Läden steht leer, und ungefähr ein Viertel der Läden ist mit Brettern vernagelt.
Auf dem Bild sieht man den Arc’tryx-Brandstore, in dem sechshundert Dollar teure Goretex-Jacken verkauft werden. Er wurde in den ersten Unruhenächten nach dem Tötung an George Floyd geplündert. Inzwischen ist er seit einem Jahr vernagelt. Das Geschäft ist geöffnet. Der Verkäufer sagte mir, seit der Wahl hätte der Vandalismus nachgelassen, und im nächsten Monat sollten die Bretter wieder entfernt werden. Ebenfalls vernagelt: Das McDonalds in der Innenstadt.

Und dann sind da noch die Fahnen. Black lives matter, und die LGBTQ-Regenbögen.
Alles das kannte ich so nicht. Aber der Kommentar in der „Zeit“ fasste es gut zusammen: in Amerika ist es eine Kunst geworden, politisch moderat zu sein.
Die Eindrücke der Stadt prägen meine ersten Tage hier. Währenddessen gehen die Vorbereitungen der Wanderung weiter. Morgen reise ich ab, dann soll es in den kleinen Ort Mazama gehen, 168 Einwohner. Von dort aus soll die Wanderung dann Übermorgen beginnen. Ich erwarte, in etwa zwei Wochen das nächste Mal Netzwerkzugang zu haben …

1 Comment

  1. Albrecht Ranck

    Lieber Gregor, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Das hast Du mit dem Start Deiner lang ersehnten Wanderung trotz aller Hürden und sogar unter Coronabedingungen bewiesen. Herzlichen Glückwunsch dazu und ebenso zu dem sehr gelungenen Blog-Start! Wir werden Deine Eindrücke gespannt verfolgen. 😉 Herzlichen Gruß, Albrecht

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