Es ist viel zu planen für den PCT. Der Weg ist 4.250 km lang, eine komplette Wanderung dauert fünfeinhalb Monate. Es gibt nur zwei kurze Wetterfenster, die für den Start der Wanderung günstig sind – der April für Wanderungen von Süden nach Norden („NOBO“ im Jargon), und Anfang Juli für Wanderungen von Norden nach Süden („SOBO“). Nachdem meine Auszeit im Mai beginnt, also SOBO. Dafür braucht es ein Wilderness Permit, es gibt genau 15 pro Starttag, und zwar bei einer Lotterie im Januar. Ich entscheide, an der Lotterie teilzunehmen, und habe das Glück, ein Permit zu erhalten! Fehlt im Jahre 2021 noch eine Corona-Impfung, eine US-Einreiseerlaubnis für touristische Zwecke, und ein Visum, da die Wanderung länger als die visafreien 90 Tage braucht. An letzteres ist bis zur geplanten Abreise nicht dranzukommen; alle US-Konsulate in Europa haben die Vergabe von Touristenvisa eingestellt, wegen Corona. Ich beschließe, trotzdem zu fahren. Dann reicht die Zeit vielleicht nicht für einen „Thru-Hike“, aber wenn die Alternativen heißen drei Monate visafrei oder gar nicht, dann nehme ich drei Monate. Und wer weiß, vielleicht tut sich während dieser drei Monate ja noch etwas. Für alle anderen Punkte finden sich ebenfalls Lösungen. Und so beginne ich im April mit dem Konditionsaufbau, und im Mai mit der Reiseplanung. Dazu gehört auch ein umfangreicher Logistikplan: wo genau soll gestartet werden, in welchen Orten wird Verpflegung ergänzt, und wie kommt die dorthin – manche Orte sind so klein, dass man dort nichts kaufen kann. Dann muss man sich selbst im Vorhinein ein postlagerndes Fresspaket schicken. Außerdem braucht es eine Ausrüstung, die alles enthält, was man zum Leben zwischen 500 und 4000 Metern Höhe in drei Jahreszeiten und bei jedem Wetter braucht. Angefangen von Kleidung, Schuhen und Verpflegung, über Wasserfilter, Medizin und Notfallausrüstung, bis hin zu Zelt, Isomatte und Schlafsack. Nicht zu vergessen Karte, Kompass und Kamera. Und das ganze möglichst leicht – alles muss monatelang auf dem eigenen Rücken getragen werden. Wie das geht, darüber gibt es Bücher und Webseiten und Diskussionsforen, und die dazugehörigen Glaubenskriege, was denn nun Ultralight ist und was nicht.
Die Zeit vergeht schnell, und dann ist klar: Abflug am 24.6.2021 nach Seattle. Was bis dahin erledigt ist, gut. Für alles andere gibt es in Seattle noch ein paar Tage Zeit. Und am 6.7.2021 wird die Wanderung beginnen. Wenn bis dahin der Schnee getaut ist, der in diesem Jahr sehr reichlich gefallen ist …

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