An Tag 7 stehe ich früh auf. Mich empfängt intensiver Brandgeruch und allgegenwärtige Asche. Mein Plan ist, um 7:00 an der Bäckerei zu frühstücken und dann zum Hart’s Pass zu trampen, um dann von dort aus nach Süden weiterzuwandern. Doch es kommt anders. Um halb sieben überrascht mich Ravensong beim Packen mit der Neuigkeit, dass die Feuerwehr ab zehn Uhr den Highway 20 westlich von Mazama sperren will. Sie will vorher noch evakuieren – ob ich ihr dabei helfen kann? Ich Frage, was zu tun sei – „Das trockene Brennholz für den Winter von meiner Haustür in den Schuppen schaffen! Wenn der Schuppen abbrennt, ist das besser, als wenn das Haus abbrennt.“ Ich mache mich an die Arbeit, während sie ihren riesigen Truck mit ihren wichtigsten Habseligkeiten belädt und von allem, was zurückbleibt, Fotos für die Versicherung macht. Just in case. Um Viertel nach neun ist das Auto voll und das Holz zumindest zur Hälfte im Schuppen. Es ist Zeit zu gehen.
An eine Mitfahrgelegenheit nach Hart’s Pass ist nicht zu denken – kein Mensch fährt heute zu einer Tageswanderung dort rauf. Deshalb nehme ich Ravensong’s Angebot, mich zum nächsten Einstieg am Rainy Pass zu bringen, dankbar an. Der Rainy Pass liegt am Highway 20, für Ravensong auf dem Weg zu ihrem zweiten Wohnsitz. Wir nehmen in der Bäckerei noch Proviant für den Tag mit, dann geht es los. Unterwegs wird klar, warum die Feuerwehr den Highway sperren will: sie bereitet die Straße als Schneise vor, um dem Feuer dort Einhalt zu gebieten. Das Unterholz auf beiden Seiten wird entfernt, kleinere Bäume gefällt, und Spezialtrupps in Stellung gebracht. Das ganze bei wenig Sichtweite, der Rauch ist schon sehr dicht.
Wir fahren gegen den Wind, und schon ein paar Meilen weiter ist die Luft wieder klar. Am Wanderparkplatz Rainy Pass verabschiede ich mich von Ravensong und mache mich wieder auf den Weg.
Nachtrag 20.7.21: Das Cedar Creek Fire ist nach wie vor nicht unter Kontrolle. Inzwischen brennen 34 Quadratkilometer, und das Feuer ist in Richtung Osten nahe an den Ort Mazama herangerückt. Der PCT bleibt offen für Wanderer und führt westlich am Feuer vorbei. Für die Wanderer besteht keine Gefahr – wenn der Wind nicht dreht …
Danke für Deine ausführlichen Berichte und tollen Fotos! Bin schwer beeindruckt, wie schnell Du zum Weitwanderprofi geworden bist. Andreas