Ich sitze zu Hause bequem im warmen Zimmer und lausche dem Sommerregen in Deutschland. Die Beine liegen hoch, mein Knöchel heilt. Es dauert seine Zeit, aber ich mache gute Fortschritte. Inzwischen laufe ich ohne Krücken, und Spaziergänge sind wieder möglich – vielleicht drei Kilometer am Tag. Bei einem davon ist das Blogfoto von heute entstanden, weniger als einen Kilometer von meinem Haus entfernt, als es gerade nicht regnete. Deutschland ist anders – Kulturlandschaft, nicht Naturlandschaft. Die bunte Blumenwiese ist nicht einfach so entstanden, sie wurde von einem Bauern im Rahmen seiner Fruchtfolge eingesät. Das hat seine ganz eigene Schönheit.

Meine Wanderung auf dem PCT war kürzer als geplant, aber die Erfahrung war so intensiv und so verändernd wie ich es mir erhofft hatte. Davon will ich mehr! Und das nächste Mal werde ich nicht nur gut vorbereitet sein, sondern auch über ein paar wichtige Erfahrungen verfügen:

  1. Es ist viel besser, flexibel auf die Umwelt zu reagieren, anstatt einmal gefasste Pläne durchzuziehen. Unterwegs hieß das, die Tagesstrecke an die Fitness und nicht an die Erwartungen der Mitwanderer anzupassen; bei der Wahl der Wegstrecke Rücksicht zu nehmen auf das Wetter, den Wasserstand der Flüsse, den noch liegenden Schnee, Waldbrände, den Zustand der Wege, umgefallene Bäume, Tiere, ganz allgemein die Umwelt. Hier zu Hause heißt das, mir die Zeit zum Heilen zu geben. Und erst dann kann es weitergehen.
  2. Notfallsituationen unbedingt vor dem Start durchdenken und sich darauf so gut es geht vorbereiten. Die notwendige Ausrüstung mitnehmen, auch wenn es Gewicht kostet. Das habe ich im großen und ganzen richtig gemacht.
  3. Ich hatte zu viel Verpflegung dabei. Zwar habe ich 7000 kcal am Tag verbraucht, aber ich habe weniger als 3000 kcal am Tag gegessen. Ich hatte 4000 kcal pro Tag dabei, für eine Woche macht das mindestens zwei Kilo überflüssiges Gepäck aus. (Wer sich jetzt wundert: das Kaloriendefizit hat mein Körper ausgeglichen, indem er in den ersten Tagen massiv Hüftgold verbrannt hat, und an den Ruhetagen habe ich deutlich mehr gegessen als auf der Wanderung).
  4. Ich muss mein Tempo besser und kurzfristiger an den Zustand des Weges anpassen. Wäre ich am letzten Hang vorsichtiger gegangen, wäre der Unfall nicht passiert.

Wie geht es jetzt weiter?

Ideen gibt es eine Menge. Aber es gibt zwei große Unbekannte: den Zeitpunkt, wann es weitergehen kann, und den Verlauf von Corona. In den USA liegt die Sieben-Tage-Inzidenz derzeit bei 330, in einigen Landesteilen beim doppelten – nicht vertrauenerweckend, obwohl ich inzwischen geimpft bin. Also diesmal Deutschland im September? Oder Arizona-Trail im Oktober? Oder weiter PCT im nächsten Frühjahr? Oder noch etwas anderes?

Sicher bin ich mir, dass es weitergehen wird. Wie und wann, wird sich noch zeigen. Ich werde diesen Blog weiter schreiben; solange ich zu Hause bin, sporadisch, und wenn es wieder weiter geht, auch wieder regelmäßig. Wenn ihr nichts verpassen wollt, einfach den Email-Newsletter rechts abonnieren. Dann bekommt ihr einmal in der Woche eine Nachricht, wenn es etwas Neues gibt.

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