Die kanadischen Schwestern und ich übernachten in Banning im gleichen Hotel. Auf beiden Seiten des Grundstücks führt eine vielspurige Straße vorbei, auf der einen zusätzlich noch eine Bahnlinie. Aber es gibt ein gutes mexikanisches Familienrestaurant, wo wir gemeinsam zu Abend essen. Am nächsten Morgen machen sich die Schwestern gleich wieder auf den Weg, ich bleibe noch, schreibe an meinem Blog und erledige ein paar Einkäufe. Der etwas deprimierende erste Eindruck von Banning verändert sich nicht.
Gegen Mittag bringt mich ein anderer Lyft-Fahrer wieder zurück zum PCT. Bei Meile 209.5 steige ich wieder ein, und kürze etwa 2.7 Meilen sehr heißen Wegs durch die flache Ebene des Coachella-Tals heraus. Für die PCT-Puristen undenkbar: Connecting Footsteps ist ihnen eine eiserne Regel! Aber dies ist meine Wanderung, und ich entscheide mich weniger puristisch.
Aus dem Coachella-Tal hinaus führt der Weg zunächst durch die Mesa-Windfarm. Vor dem unauffälligen Verwaltungsgebäude haben die Mitarbeiter einen Kühler mit Wasserflaschen aufgestellt, an dem sich Wanderer bedienen dürfen – einfach so. Dankbar greife ich zu, gemeinsam mit Lisa, die mir kurz zuvor begegnet ist und mit der ich für den Rest des Tages gemeinsam wandere.
Der Weg führt steil bergauf. Der Blick zurück zeigt noch einmal San Jacinto im Hintergrund, und die vielbefahrenen Straßen und Schienen des Coachella-Tals im Vordergrund – siehe oben!
Wieder ist es die Verfügbarkeit von Wasser, die den Tagesrhythmus diktiert: nach den Mesa-Werken gibt es erst wieder bei Meile 218.5 die nächste Möglichkeit, die Flaschen nachzufüllen. Also heißt es, wegen der fortgeschrittenen Tageszeit etwas schneller zu gehen. Lisa kommt das entgegen, mich bringt es eher an den Rand meiner Kräfte.
Auf dem Weg begegnet mir ein wunderschön blühender Kaktus. Er findet offenbar Wasser:
Als wir etwas höher kommen, fällt der Blick zurück auf einen Teil der vielen Windräder der Mesa-Farm:
Nach vorne geschaut, verwandelt die schon tiefer stehende Sonne die San Bernardinos in ein schönes Schattenspiel:
Und dann folgt das absolut unglaubliche. In der Ferne im Tal fällt der Blick zum ersten Mal auf Whitewater, und es handelt sich um einen Fluss mitten in der Wüste!
Nach Wochen der Wasserknappheit ist dieser Anblick so ziemlich das exotischste, was man sich vorstellen kann. Aber es gibt keinen Zweifel! Und schließlich handelt es sich beim heutigen Tagesziel, dem liebevoll ausgestatteten Campingplatz Whitewater Preserve, um eine ehemalige Forellenzucht. Da hätte ich mir denken können, dass es dort etwas mehr Wasser gibt. Warum man allerdings Forellen in der Wüste gezüchtet hat, muss ich wohl nicht verstehen …
Der Tag endet klassisch mit einem Zitat auf einem Stein:
Ich bin an einem halben Tag neun Meilen gelaufen. Sehr zufrieden schlafe ich ein – sollte ich langsam Trail Legs bekommen?