Heute wandere ich bis zum Basislager des Mount Whitney, einer Bergwiese namens Crabtree Meadows, in der dutzende Zelte von Wanderern stehen, die auf diesen höchsten Punkt der „Lower 48“ steigen wollen. Die Wiese und auch die Besteigung des Mount Whitney gehören nicht direkt zum PCT, aber zwei von drei Wanderern machen den etwa eintägigen Abstecher – ich auch.
Heute steht die erste Flussdurchquerung ohne Brücke an. Ob des niedrigen Wasserstandes ist dies sogar trockenen Fußes möglich – siehe oben. Danach begegnen mir am Rand des Weges immer wieder Bäume, die beeindruckende Fotomotive abgeben. Sogar, wenn sie schon nicht mehr leben:
Der Kontext bleibt der für mich sehr ungewöhnliche, hochgelegene Nadelwald der High Sierra. Die alten, hohen Kiefern, Zypressen und Wachholder stehen auf einem kahlen, sandig-weißen Boden ohne jedes Unterholz:
Schließlich komme ich Crabtree Meadows näher. In nun 3300 Metern Höhe rücken die noch teilweise schneebedeckten Berge immer höher:
Dort soll es morgen hingehen. Im Zeltlager frage ich Wanderer, die die Tour vor mir gemacht haben, wann sie aufgebrochen sind und wie lange sie für den Aufstieg gebraucht haben. Die Antworten erschrecken mich: die ersten sind bereits nachts um 23:00 aufgebrochen, und manche haben über sieben Stunden für den Aufstieg gebraucht! „Warum so lange, es sind doch nur 7.5 Meilen?“ – „Aber in der Höhe bist du sehr langsam, atmen ist unglaublich schwierig!“
Ich überlege, was das für mich heißt. Ich weiß noch vom Inka Trail in Peru, dass ich mich mit großer Höhe schwer tue – und dort waren es nur 4200 Meter! Ich weiß auch, dass ich langsam bin. Und ich weiß, dass ich mit fünf Stunden Schlaf nicht auskommen – da ich um 18:00 erst am Basislager eingetroffen bin, scheidet ein Start um 23:00 daher für mich aus. Ich lege mich schlafen und beschließe, um 1:30 zu starten.
Gruß Gregor. Ich bin sehr neugierig, warum es notwendig ist, diesen Berg nachts zu besteigen? wirklich sehr neugierig. Wird es da nicht dunkel? Ich wünsche dir viel Glück, aber warum tun die Leute das? Ist es das Vergnügen oder der Schmerz des Bergsteigens?
… oder geht es um das Vergnügen, den Sonnenaufgang zu sehen – NACH den Schmerzen des Bergsteigens?
Lieben Gruss, Albrecht
Ja, wer vor oder um Mitternacht in Crabtree Meadows aufbricht, will den Sonnenaufgang am Gipfel erleben.
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