Für den meisten Teil des Tages sieht der PCT so freundlich aus wie auf dem Bild oben. Gleich nach dem Start kommen wir am Pack Saddle Campground vorbei, wo ich das erste Mal auf dieser Wanderung mit einer Handpumpe Wasser schöpfe. Die Dinger gibt es tatsächlich noch, und zumindest diese funktioniert nicht nur wie vorgesehen, sie ist auch die einzige Möglichkeit, an diesem recht entlegenen Camplingplatz an frisches Wasser zu kommen:
Kurz davor allerdings gibt es eine erste Mahnung zu den Dingen, die da kommen werden. Dieser PCT-Wegweiser hängt an einem weitgehend ausgebrannten Baum … es ist nicht mehr weit bis zu den Hügeln, in denen im letzten Jahr eines der größten und verhehrendsten Feuer der Saison gebrannt hat. Dort wird für mich eine Entscheidung anstehen: Durch das Brandgebiet weitergehen, über mindestens Tage und vielleicht Wochen, durch nicht viel mehr als Asche und verbrannte Bäume, oder das Gebiet weiträumig umfahren und meine vergleichsweise kurze verbleibende Wanderzeit in schöneren Gegenden zubringen?
Für den Moment können diese Fragen erst mal liegen bleiben, es ist noch mindestens ein Tag, bis dass die Entscheidung ansteht. Und der Tag heute präsentiert den PCT von seiner Schokoladenseite:
Das gilt nicht nur für das Panorama im großen, sondern auch für die Blumen im kleinen:
Gegen Ende des Tages holt uns dann allerdings die Wirklichkeit des Klimawandels wieder ein, die sich hier in immer häufigeren und größeren Feuern audrückt. Wir haben den Tag so geplant, dass wir gegen Abend an einer Wasserstelle sind. Diese befindet sich nur leider in einem (kleineren) Brandgebiet. Die toten, verkohlten Baumstümpfe sehen harmlos aus – bei Windstille, aus sicherem Abstand und wenn man wach ist. Aber bei Nacht im Zelt? Die Amerikaner haben für solche Bäume nicht umsonst den Begriff „Widowmaker“ geprägt. Bis jetzt habe ich weder einen Baum umstürzen sehen, noch einen Ast herunterfallen hören – aber viel Fantasie braucht es nicht, um sich vorzustellen, was passiert, wenn so etwas nachts über meinem Zelt geschieht. Nach einigem Suchen findet sich etwas abseits der Wasserstelle ein Zeltplatz unter Bäumen, die das Feuer weitgehend unbeschadet überstanden haben. Der Abstand zu den toten Bäumen scheint größer zu sein als die Bäume hoch sind. Wir beschließen, hier die Nacht zu verbringen.