PCT 2022 Tag 134, 24.1 PCT-Meilen und 1.6 weitere Meilen durch Lassen Volcanic National Park bis PCT-Meile 1365.7

Leben und Tod liegen nah beieinander. So wie bei diesem Vogelnest in einem Baum, der im letzten Jahr abgebrannt ist. Wie lange der Baum noch steht, bevor er umfällt – schwer zu sagen. Dem jungen Vogel ist es egal – als ich mit meinem Wanderstock an den Baum klopfe, denkt er, seine Eltern kommen zur Fütterung und reckt seinen Schnabel in die Luft. Wegen Bildern wie diesen bin ich sehr glücklich mit meiner Entscheidung, nicht den leichten Weg um das Brandgebiet herum gewählt zu haben, sondern mitten hindurch zu gehen.

Der Baum steht kurz hinter dem Eingangsschild zu Lassen Volcanic National Park.

Das Schild gibt einen guten Eindruck von dem, was kommt: Allerlei geologische Besonderheiten, die zeigen, wie sehr die Erde von innen brodelt, in einer Gegend, die kürzlich ein Feuer der nicht-vulkanischen Art erlitten hat. Das ganze ist fürs erste so weit wieder instand gesetzt, dass die Wege ausgeschildert und passierbar sind – aber mehr auch noch nicht. Es wird ein Tag voller Gegensätze, zwischen Vulkan und Waldbrand. Und er beginnt, wie so oft, mit einem Eichhörnchen:

Der erste Abstecher führt zu einem Blow Hole, das hier etwas großzügig als „Terminal Geyser“ bezeichnet wird. Im Gegensatz zu seinen großen Geschwistern in Island und Yosemite gibt dieser „Geysir“ kontinuierlich heißen Wasserdampf von sich, nicht periodisch.

Der Weg führt indes erbarmungslos durch Brandgebiet:

Kurz danach kommen wir an Boiling Springs Lake vorbei. Der Name ist Programm: Ein ganzer See voll heißen Wassers, aus dem es überall blubbert, an einigen Stellen mehr, an anderen weniger.

Auch wenn der Tag lang werden wird, wollen wir mehr von diesem See sehen und entscheiden uns für die Umrundung. Die Bilder wirken – außerirdisch:

Weiter auf dem Weg passieren wir Drakesbad Guest Ranch. Normalerweise ist dies ein beliebter Stop auf dem Pacific Crest Trail. Nicht so in diesem Jahr. Die Gebäude haben das Feuer überstanden, aber es ist noch alles geschlossen. Also weitergehen. Der Nationalpark lädt noch zu vielen Abstechern ein, aber es gibt ein Problem: Ohne Bärenkanister ist das Campen im Park verboten. Und unter den abgebrannten Widowmakern zu schlafen ist ohnehin keine gute Idee. Wir müssen also heute noch den Park wieder verlassen und jenseits der Grenze einen Zeltplatz finden, idealerweise weit entfernt vom nächsten abgebrannten Baum und nah am nächsten Wasser. Das ist weit – also verzichten wir auf weitere Abstecher und machen uns auf den Weg.

Ich mache ein Foto von einem sehr häufigen Wegbegleiter:

Diese sehr langsam auf dem Boden entlangkriechenden Käfer gibt es fast überall, und ich fragte mich, wie sie es schaffen, zu überleben – fliegen können sie nicht. Wikipedia gibt Auskunft: Die Tiere heißen mit Familiennamen Ölkäfer, und sie können an ihren Beinen eine ölige Flüssigkeit absondern, die ihnen die meisten Fressfeinde vom Leib hält. Sie mögen es warm – und das bekommen sie in diesem abgebrannten Wald. Selbst die Seen verströmen hier eine seltsam apokalyptische Stimmung:

Es geht weiter, und inzwischen wird es Spätnachmittag. Die Sonne geht steht tief. In diesem Licht hat selbst ein totes Brandgebiet eine seltsame Faszination. Der Rauch in der Luft tut sein übriges dazu:

Letztlich endet auch dieser Tag mit der Suche nach einem halbwegs sicheren Zeltplatz im Schein der Stirnlampen. Einschließlich der Abstecher bin ich heute 25.7 Meilen gelaufen, etwas über 41 km. Fast ein Marathon.

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