PCT 2022 Tag 36 und 37: Zeros in Wrightwood

Ich komme relativ spät in Wrightwood an, suche mir ein Hotelzimmer, und gehe in der örtlichen Brauerei essen. Es dauert nicht lange, und zwei junge Männer gesellen sich zu mir. Sie sind spontan nach der Arbeit aus Los Angeles nach Wrightwood gefahren, um noch eine Nachtwanderung zu machen. Jetzt geben sie mir aber erst einmal ein Bier aus und befragen mich ausführlich nach meinen Wandererfahrungen. Zwei Stunden später beschließen die beiden, heute Abend jedenfalls nicht mehr in die Berge zu gehen …

In der einzigen Bar des Ortes ist heute Karaoke-Nacht. Ich gehe hin, und treffe auf eine wilde Mischung an Menschen. Viele bekannte Gesichter tragen Wanderkleidung: Assassin 2.0, Lost-and-Found, Gazelle und Scavenger sind dort, und andere, die ich nicht kenne. Dann gibt es eine größere Gruppe, die in feiner Abendkleidung und mit venezianischen Karnevalsmasken einen Geburtstag feiern. Und die Regulars, die wie Cowboys und -girls direkt aus dem letzten Western aussehen. Der Laden ist voll, Corona ein Fremdwort, und die Stimmung hervorragend. Nur, dass die Karaoke-Sänger ein Country- und Western-Repertoire bevorzugen, das mir völlig unbekannt ist!

Im Laufe des Abends fragt mich Gazelle, ob ich schon einen Trail Name habe. Nein, habe ich nicht. „Was hältst du von Stride?“ – „Wie kommst du denn darauf?“ – „Naja, ich habe meine Schrittlänge mit deiner verglichen!“ – „Sagtest du Stride oder Strider?“ – „Strider wär auch gut.“- „Hey, lass mich drüber nachdenken! Andere Leute wollten mich Orange und Blowdown nennen, das fand ich nicht so gut, aber Strider ist viel besser … ich mag auch den Anklang an den Herrn der Ringe. Ich sag dir bescheid, wenn ich annehme!“

Am nächsten Morgen früstücke ich im Grizzlys Cafe. Dort ist das Bild oben entstanden. Das ist eine normale Frühstücksportion für eine Person … als ich bezahlen will, fragt mich die Kellnerin, ob ich PCT-Hiker bin. „Ja.“ – „Alles klar, dann bekommst du bei uns 10% Rabatt.“

Ich gehe in den Supermarkt, kaufe Vorräte für die nächste Etappe ein. Vor der Tür gibt es Sitzgarnituren mit Steckdosen für die Wanderer – zum Umpacken der gerade erstandenen Lebensmittel und zum Aufladen der Handys. Die Bänke sind ganztägig bevölkert. Innen gibt es zwei Regale mit Hiker-Spezialitäten – dehydrierte Fertignahrung, Proteinriegel, Elektrolyttabletten und so weiter.

Nebenan ist der Hardware Store. Der Besitzer hat einen von drei Flügeln des Ladens für Wanderzubehör reserviert – Ersatzteile aller Art, Klebebänder, aber auch Schuhe und Einlagen, Microspikes und Wanderstöcke. Die Stadt ist wirklich voll auf Wanderer eingestellt!

Ich frage den Besitzer, ob es in Wrightwood einen Waschsalon gibt. Gibt es nicht, er verweist mich auf eine Liste von Trail Angels, die vielleicht helfen können. Eine Frau, die gerade bezahlt, hört unser Gespräch mit und bietet spontan an, meine Wäsche zu waschen. Ich bin begeistert und nehme gerne an.

Zu guter Letzt ist während meiner Zeit in Wrightwood Ostern. Der Ort bietet ein traditionelles All-you-can- Eat Pfannkuchen-Frühstück an und lädt die Wanderer explizit ein. Das lasse ich mir nicht entgehen.

Wrightwood ist ein kleiner Ort mit einem großen Herzen für PCT-Wanderer.

2 Comments

  1. Wolfgang

    Hallo Gregor, sehr coole Berichte und es freut mich, dass es Dir beim Wandern gut ergeht.

  2. Henning

    Der Hardware-Store ist unglaublich hilfsbereit – hinten raus haben sie noch eine Sitzecke mit Hikerbox, vorne im Laden ein Trail Register, sie lagern kostenlos Pakete für Dich und holen sie im direkt benachbarten Postamt ab. Mein absolutes Highlight, ich hätte gerne mehr als nur eine fuel can dort gekauft!

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