PCT 2022 Tag 61, 16.6 Meilen auf dem Weg ins gelobte Land bis Spanish Needle Creek, PCT-Meile 668.7

Ich sitze bei Denny’s Diner, frühstücke und zähle die Kalorien der vergangenen 36 Stunden – seit ich nach Ridgecrest gekommen bin. Ich komme auf über 8000.
Kurzes Innehalten: das geht also wirklich. Mein Körper hat sich auf dieses Leben eingestellt. Im Slang heißt des Hiker Hunger: man kann nicht so viel Essen mit sich herumtragen, wie man Kalorien verbraucht. Also sammelt man während der Wandertage ein Kaloriendefizit an, sprich man nimmt ab. Und an den Zero Days in den Orten kann man dann versuchen, dieses Defizit wieder auszugleichen. Das gelingt mir mit der Zeit zunehmend besser. Und 8000 Kalorien für einen Tag ist viel – aber als Ausgleich für eine Woche Unterernährung relativiert sich die Zahl schnell. Ich habe bis jetzt mindestens 15 Kilo abgenommen – oder vier Gürtel-Löcher! Wer jetzt meint, so viele Löcher hätte mein Gürtel doch gar nicht gehabt, der hat Recht – bereits in Tehachapi hatte ich mir bei Walmart einen kürzeren gekauft …

Nach dem Frühstück versuche ich, wieder an den Trail zu fahren. Zum ersten Mal seit Beginn der Wanderung gestaltet sich das schwierig. Nach über einer Stunde bekomme ich schließlich über Lyft eine Mitfahrgelegenheit. Ich merke, dass die lässige Atmosphäre beim Hitchhiking auch in Amerika nur in den Orten existiert, die auf die Bedürfnisse der Wanderer eingestellt sind. In einem Militärort wie Ridgecrest sieht die Welt anderes aus.

Zurück am Trail freue ich mich, dass das Wetter etwas besser ist. Der Wind hat nachgelassen, und es ist etwas wärmer. Die Pause war gut.

Es folgt die letzte Wüstenetappe. Der nächste Ort, Kennedy Meadows, markiert nämlich dass offizielle Ende der Wüste und den Beginn der High Sierra, des Hochgebirges, dass für viele als der schönste, aber auch schwierigste Teil des PCT in Erinnerung bleibt. Nach 700 Meilen Wüste ist Kennedy Meadows deshalb so etwas wie das gelobte Land des PCT – ich bin gespannt. In ein paar Tagen sollte ich da sein. Für heute steht aber nochmal eine typische Wüstenetappe an: steil, heiß, trocken. Allerdings gibt es nach 16.6 Meilen einen Bach, der zuverlässig Wasser führt. Ich wandere bis dorthin und treffe bereits auf eine kleine Zeltstadt anderer Wanderer – am Wasser übernachten zu können ist einfach attraktiv!

Fotografisch gibt der Tag noch zwei schöne Tierbilder her: eine Eidechse und eine Krötenechse.

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