Gregor Nach der spektakulären Gratwanderung gestern geht es heute etwas ruhiger weiter. Ein kleiner Berg steht am Wegesrand, genannt Tinker Knob. Als Ex-Nerd fällt mir dazu als erste mögliche Übersetzung „Professorenknopf“ ein. Oder „Knopf-zum-dran-Rumspielen“? Der Fantasie sind wenig Grenzen gesetzt … ich gehe ein Stück Wegs auf diesen Gipfel zu, aber der Weg wird bald steil und ich entschließe mich dagegen, ganz nach oben zu gehen. Der Blick zurück zeigt den PCT an der Abbruchkante:
Insgesamt wird es ein kurzer Tag. Der Weg führt noch einmal durch den Wald:
Dann komme ich bald nach Donner Pass. Dies ist ein großer Trailhead und im Winter eine Station des Skilifts. Auch im Sommer parken hier viele Autos. Ich finde schnell eine Mitfahrgelegenheit und komme am Nachmittag in Truckee an.
Bei der Fahrt in die Stadt dann der erste Schock: Aus dem großen Waldstück jenseits des Stadtzentrums steigt eine Rauchsäule auf. Ein Waldbrand direkt neben dem Ort! Soll ich gleich weiterfahren? Das Paar, das mich mitgenommen hat, schaltet das Autoradio ein. Alle Lokalsender berichten. Offenbar hat jemand vor einer halben Stunde den Wald absichtlich in Brand gesetzt. Eine verdächtige Person wurde festgenommen und bereits verhört. Und weil sich ein großes Depot des California Fire Department in unmittelbarer Nähe befindet, brennt das Feuer zwar noch, ist aber bereits unter Kontrolle, das heißt es breitet sich nicht weiter aus. Eine Stunde später ist der Brand erloschen, die Rauchsäule verschwunden, und das Leben geht wieder seinen normalen Gang.
Der Blick in Booking.com versetzt mir den zweiten Schock: Hotelzimmer gibt es ab dreihundert Dollar die Nacht. Offenbar wissen auch andere Leute, dass es hier schön ist! Aber es gibt ein Hostel, in dem es Betten ab sechzig Dollar gibt – und darüberhinaus Einzel- und Doppelzimmer. Wegen Corona möchte ich nicht in einem Schlafsaal übernachten, aber ein Zimmer mit Dusche auf dem Flur in einer Herberge – warum nicht. Das Etablissement hört auf den schönen Namen Redlight Bunkhouse, und tatsächlich handelt es sich um ein ehemaliges Bordell aus Prohibitionszeiten. Der Dekor ist noch der alte, oder zumindest dem alten nachempfunden, die Services sind es nicht … Es gibt eine Selbstkocherküche, die Rezeption verkauft gekühlte Getränke mit und ohne Alkohol und ein paar kleine Gerichte aus der Mikrowelle. Ich habe meine Heimat für die nächsten drei Nächte gefunden.
