PCT 2022 Tag 118 – 120, zwei Zero Days in Truckee und 7.3 Meilen bis PCT-Meile 1160.7

Truckee entstand als Eisenbahnstadt beim Bau der ersten transkontinentalen Linie durch die USA. Die Eisenbahn dominiert den Ort auch heute noch. Schon bei der Anfahrt sind die Tunnel und Brücken unübersehbar, die die Eisenbahnlinie durch das schwierige Gelände führen. Der Ort selbst wird durch die Schienen in zwei Hälften geteilt. Der verbindende Bahnübergang und der direkt daneben liegende Bahnhof bilden den Ortsmittelpunkt. Und gefühlt alle paar Minuten fährt ein Güterzug vorbei!

Im ersten Moment erinnert mich vieles an Tehachapi. Aber es gibt ein paar Unterschiede: In Truckee halten immer noch Personenzüge, zwar nur einer am Tag, aber der fährt dann quer durch den ganzen Kontinent. Truckee ist deutlich kleiner als Tehachapi. Und Truckee ist vor allem ein Touristenort. Es gibt mehr Restaurants als sonstige Geschäfte, Andenkenläden, „Kunst“-Handwerk, Bekleidung, und vieles andere, das Menschen im Urlaub einkaufen.

Truckee hat Energie, und davon eine Menge. Das lerne ich gleich am ersten Tag meines Aufenthalts, einem Donnerstag. Jeden Donnerstag im Sommer ist „Truckee Thursday“. Bis 16:00 merkt man davon gar nichts. Dann wird die Hauptstraße gesperrt, und innerhalb von zwei Stunden entsteht eine Mischung aus Wochenmarkt und Straßenfest: Händler bauen geschätzt 100 Stände auf, eine Band führt ihren Soundcheck durch, ein halbes Dutzend schon vorher angereiste Food Trucks heizen ihre Grills an, und die Polizei schleppt noch schnell die wenigen Autos ab, die trotz Parkverbot am Donnerstag auf der Hauptstraße stehen. Zwei Stunden später beginnt dann das wöchentliche (!) Stadtfest, trotz Corona sind die Straßen voll, zumindest die Food Trucks machen gute Geschäfte, und die Menschen, die nichts kaufen, genießen die Atmosphäre und das Wetter. Abends ist das Ganze nach ein paar Stunden auch schon wieder vorbei, und am nächsten Morgen ist keine Spur des Festes mehr zu sehen.

Ich habe schon viele solche Märkte in vielen Städten gesehen. Aber eine Stadt, die so etwas jede Woche einmal auf- und abbaut, und das für nur wenige Stunden? Truckee hat Energie!

Nach zwei Ruhetagen und drei Nächten beschließe ich, dass es Zeit für den Aufbruch ist. Als ich das Hostel verlasse, treffe ich auf Waterfall, die ebenfalls gerade im Aufbruch ist. Wir beschließen, zusammen zu frühstücken, und kommen ins Gespräch. Wir scheinen in etwa gleich schnell unterwegs zu sein – sehr zum beiderseitigen Erstaunen, denn wir haben beide in den vergangenen vier Monaten jeweils niemanden gefunden, der in etwa in unserem Tempo unterwegs ist. Wir beschließen, ein paar Tage gemeinsam zu wandern. Sollte ich nach vier Monaten Solo Hike einen Wanderpartner gefunden haben?

Es dauert eine Weile, bis dass wir eine Mitfahrgelegenheit zum Donner Pass Trail Head finden, so dass Tag 120 ein kurzer Tag wird. Nach 7.3 Meilen kommen wir an der Peter Grubb Hut an, einer Schutzhütte, die vom Sierra Club betrieben wird. Insgesamt gibt es am PCT weniger als zehn dieser Hütten, eine absolute Seltenheit! Leider ist es auch eine abgeschlossene Seltenheit, so dass wir in der Nähe zelten. Wasser gibt es reichlich – und entsprechend viele Mücken. Moskitonetze sind ein Segen!

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