PCT 2022 Tag 121, 18.9 Meilen bis PCT-Meile 1179.6

Ich schreibe diesen Blogbeitrag – wie alle anderen auch – mit etwas zeitlichem Abstand. Die Bilder lassen Tag 121 sehr schnell wieder lebendig werden, ich kann mich noch gut daran erinnern, was ich gedacht habe, als ich an diesem Tag mit dem Fotoapparat in der Hand durch Kalifornien gewandert bin: Die Aussichten heute sind echt unspektakulär, was soll ich da fotografieren? Tatsächlich habe ich auch nur zwei Bilder gemacht – siehe oben und unten. Und wenn ich mir die heute ansehe, denke ich: Wie verwöhnt kann man eigentlich sein?

Es stimmt, Nordkalifornien ist nicht so rauh, wild und unbeschreiblich wie die High Sierra. Aber gleichzeitig ist es eine Landschaft von so eigener, eigentümlicher Schönheit, dass es schwer ist, sich dem Reiz zu entziehen.

Nichtsdestotrotz, außer den beiden „großen“ Landschaftsbildern oben gibt es heute nur noch zwei „kleine“ Bilder von Pflanzen am Wegesrand. Es blüht überall, es ist Hochsommer. Verglichen mit den zarten Farben und Strukturen der Frühlingsblumen in der Wüste ist hier alles kräftiger, größer und stärker.

Es wirkt sogar dann kräftiger und stärker, wenn es die gleichen Pflanzen sind – wie hier im Bild beim (roten) Indian Paintbrush!

Noch etwas bemerkenswertes heute? Absolut. Dies ist der erste Tag, den ich geplant und mit Ansage nicht alleine gewandert bin. Wir hatten uns 20 Meilen vorgenommen, und sind letztlich 18.9 Meilen gewandert. Meine immer noch vorhandene, aber leiser werdende innere Managerstimme kommentiert das sofort mit „Ziel verfehlt“. Meine immer lauter werdende innere Wandererstimme kommentiert mit Erstaunen, Wundern und Begeisterung: Dies ist meine beste Tagesleistung seit Tag 59, an dem ich 20.5 Meilen gewandert bin! Wie kommt das?

Die Antwort fällt nicht schwer. Zu zweit unterweges zu sein mit einem gemeinsamen Ziel heißt, dass immer jemand da ist, der anschiebt, wenn ich mich hängen lassen will. Und umgekehrt. Das ist im entscheidenden Moment sehr unbequem, aber im Rückblick am Ende des Tages sehr segensreich. Wenn das so weitergeht, bekommt diese Wanderung noch einmal eine völlig neue Wendung.

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