Der Tag heute ist das Spiegelbild des Tages gestern. Wenn es gestern 1700 Meter bergab ging nach Belden, dann geht es heute 1800 Meter bergauf aus Belden heraus. Die Wettervorhersage verspricht 35 Grad im Schatten (Celsius!), und da es wieder durch ein letztjähriges Brandgebiet geht, wird es nicht allzu viel Schatten geben. Die Lösung heißt früh losgehen.
So klingelt nach wenig mehr als fünf Stunden Schlaf der Wecker, und wir starten im Dunkeln. Laut Karte kommt ziemlich bald nach dem Start eine Brücke. Als wir dort ankommen, ist von der Brücke allerdings nicht mehr viel übrig:
Dieses Bild entsteht im Schein meiner Stirnlampe, für die ich in dieser Situation sehr dankbar bin! Nach diesem Hindernis geht der Weg vergleichsweise einfach bergauf. Es wird langsam hell, bleibt allerdings bis nach Sonnenaufgang noch angenehm kühl. Allerdings hat der Tag gestern Spuren hinterlassen. Ein starker Kaffee mit dem schönen Markennamen „Death Wish“ hilft zwar erst einmal weiter, aber gegen acht Uhr etwa lerne ich, dass ich Sekundenschlaf nicht nur am Steuer erfolgreich praktizieren kann, sondern auch beim Wandern. In Anbetracht des Geländes nehme ich das als dringende Warnung, eine Pause zu machen. Ich schlage mein Zelt auf und schlafe – ohne einen Wecker zu stellen.
Etwa drei Stunden später wache ich auf. Nach einem zweiten Frühstück lerne ich, das meine beiden Mitwanderer des Tages – Waterfall und Shaggy – etwa zur gleichen Zeit etwa am gleichen Ort etwa gleich lange ebenfalls geschlafen haben. Und auch gerade dabei sind, wieder loszugehen! Ich komme mir gleich etwas weniger schlecht vor …
Inzwischen ist es heiß geworden, und das bleibt es auch. Schatten gibt es nur von verbrannten Baumstämmen:
Dafür erreiche ich heute wieder einen Meilenstein: Das geologische Ende der Sierra Nevada ist erreicht. Dies ist zugleich der Beginn der Cascades. Anstelle des metamorphischen Granits mit seinen vielen eiszeitlichen Spuren tritt jetzt Vulkangestein. Und am Horizont sollten sich bald die ersten großen Vulkankegel der Cascades einstellen, die sich dann wie eine Kette hinaufziehen bis zur kanadischen Grenze. Aber vorerst bestehen die Cascades vor allem aus einem Schild:
Und die Sierra Nevada habe ich jetzt komplett durchwandert:
Der Tag wird lang, an der Landschaft ändert sich wenig. Es bleibt bei Brandgebieten, bis dass irgendwann die Sonne untergeht – siehe auch das Bild ganz oben:
Die Schlafplatzsuche gestaltet sich wiederum nicht ganz einfach – Zelten unter einem Widowmaker bleibt eine schlechte Idee. Aber irgendwann findet sich dann ein geeignetes Plätzchen, und der Tag geht zu Ende.