AZT Tag 1: 11.1 Meilen bis AZT-Meile 9.3 und 0.8 Meilen auf Miller Peak

Der Tag beginnt sehr früh, morgens um 4:00. Mein Rucksack ist gepackt und wartet auf seinen Einsatz.

Ich mache einen Spaziergang zu Denny’s Diner. Diese Frühstücksrestaurantkette hat rund um die Uhr geöffnet, was mir heute sehr entgegen kommt – ich weiß nicht, wo ich sonst noch Frühstück bekommen hätte, bevor mich um 6:00 Trail Angel Calves am Hotel abholt, um mich zum Einstieg der Wanderung am Montezuma Pass zu fahren. Auch wenn die letzten Meilen bereits über nicht asphaltierte Wege führen, bin ich am Ende der Straße immer noch 1.8 Meilen von der mexikanischen Grenze entfernt. Also gerne ich auf dem Arizona-Trail zunächst nach Süden, um zur Grenze und damit zum Beginn des Weges zu kommen. Es geht etwas hundert Meter bergab, unterwegs entsteht ein weiteres Frühlingsbild:

Hier zeigt sich Arizona so, wie man das vielleicht erwartet: heiß, sonnig, mit Kakteen, wenn auch ein wenig bewachsener als ich erwartet hätte. Als ich an der Grenze ankomme, bin ich nicht alleine. Mir begegnen die Wanderer Ralf, Skipper, Busted Boot, Moneymaker, Heart Attack, und Finder. Wir alle machen unsere Fotos am Grenzstein 102, den offiziellen Beginn des Arizona-Trails, siehe oben. Der Stacheldrahtzaun an der Grenze ist nicht allzu schwer zu überwinden, was für die Fotos gut ist – so kann man den Grenzstein tatsächlich anfassen.

Wer sich jetzt fragt, wo denn hier Donald Trumps erstaunliche Grenzbefestigung ist, den kann ich beruhigen: direkt neben dem Grenzstein beginnt auch schon die Stahlmauer!

Damit es aber nicht allzu schwer wird, die Grenze zu überwinden, hört diese Mauer dann aber auch schon nach wenigen Metern wieder auf:

Dazu darf sich wohl jeder seinen eigenen Teil denken. Wohl auch die Grenzschützer, die uns während unserer Fotosession mit diversen Kameras unter anderem von einem Luftschiff aus überwachen.

Danach beginnt die eigentliche Wanderung, und zwar mit einer Tagesetappe, die es absolut in sich hat. Auf den nächsten 6.2 Meilen steigt der Weg um über 1000 Meter auf fast 3000 Meter Höhe an. Auf diesem Weg geht es durch sämtliche Klimazonen Nordamerikas im Schnelldurchlauf – von der heißen Wüste zunächst aufwärts zur unteren Baumgrenze (ab da wachsen Bäume), und dann weiter über die obere Baumgrenze hinauf bis zum vergleichsweise kahlen Gipfel des Miller Peaks. Das ist so, als würde man auf 6.3 Meilen die Strecke zwischen Mexiko und Nordkanada zurücklegen! Der englische begriff für diese klimatische Insel inmitten der Wüste ist mir auf dem PCT bereits begegnet: Island in the Sky.

1000 Höhenmeter am ersten Tag wären an und für sich schon eine Herausforderung. Hier kommt die Höhe dazu, an die ich nicht gewöhnt bin, was es noch etwas schwieriger macht. Und wenige Stunden nach der Wüste an der Grenze kommt auf der Höhe des Kiefernwaldes noch etwas dazu, das ich in Arizona wirklich nicht vermutet hätte: Schnee.

Trotzdem ist nach 6.3 Meilen der Abzweig zum Gipfelweg erreicht, und ich entschließe mich, die zusätzlichen 0.4 Meilen Bus zum Miller Peak auch noch zu gehen. Die Belohnung: ein grandioses Rundum-Panorama, das sich wie fast immer an solchen Orten kaum fotografieren lässt.

Nachdem der Aufstieg zum Miller Peak auf dem Südhang erfolgte, verläuft der Abstieg auf dem Nordhang. Die böse Vorahnung bestätigt sich: anstelle einzelner kurzer Schneefelder ist der Hang hier in Gänze verschneit.

Ich lasse die mitgebrachten Microspikes gleich an den Schuhen und kämpfe mich bereits recht erschöpft durch zwei Meilen verschneite Hänge. Dann geht der Tag mit einem Zeltplatz mit wunderbarer Aussicht an der Bear Canyon Trail Junction zu Ende:

Auf den dort angebrachten Kameras zur Wildbeobachtung bin ich vermutlich ebenso gut zu erkennen wie die hier gelegentlich vorbeikommenden Grenzgänger. Ich Frage mich, wer diese Bilder wohl auswerten wird. Aber stören wird mich das heute nicht mehr – sehr müde begebe ich mich in mein Zelt inmitten eines Kiefernwaldes auf ca. 2500 Metern Höhe und schlafe dort die erste Nacht.

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