Ich war eine Woche auf dem Maximiliansweg. Danach habe ich mit einigen Menschen gesprochen, die die Alpen deutlich besser kennen als ich. Ihre Ratschläge decken sich mit meinen frischen Erfahrungen: Wildnis gibt es in den Alpen. Aber sie besteht aus einzelnen Flecken, die übrig geblieben sind, als wir Europäer aus einem wilden Gebirge einen Produktionsstandort für Alpenmilch und Skiurlaube gemacht haben. Das, was ich in Nordamerika auf dem PCT erfahren habe, werde ich in den Alpen nicht finden: Tagelange Wanderungen, auf denen außer dem Trampelpfad unter meinen Füßen nichts darauf hindeutet, dass hier schon einmal Menschen gewesen sind. Damit steht meine Entscheidung: Ich will wieder in die USA und die Wanderung, die durch meinen Unfall unterbrochen wurde, fortsetzen. Ich will erfahren, wie das ist, wenn ich wochen- oder monatelang da draußen bin. Wenn alle Verpflichtungen reduziert sind auf essen, laufen und schlafen. Wenn die intensive Erfahrung der unmittelbaren Umwelt das Internet ersetzt. Und wenn in meinem Leben nur so viele Dinge vorkommen, wie in einen Rucksack passen. Das nächste Wetterfenster öffnet sich ab März. Wenn ich dann gleich losgehe, passt eine lange Wanderung gerade eben noch so in den verbleibenden Rest meiner Auszeit.

Und bis dahin? Es gibt viel vorzubereiten. Für eine Wanderung auf dem PCT braucht man ein Permit, und die werden verlost. Ich nehme an der ersten Verlosungsrunde teil, habe aber leider kein Glück. Es gibt deutlich mehr Interessenten als Permits, und ich komme nicht zum Zug. Naja, es gibt noch eine zweite Verlosungsrunde, und manche glücklichen Permit-Inhaber wandern dann doch nicht los und geben ihre Permits irgendwann frei. Aber für den Moment hat es nicht geklappt.

Besser läuft mein Visumsantrag. Den schriftlichen Teil hatte ich bereits vor fast einem Jahr eingereicht, aber wegen Corona gab es keine Interviewtermine in den amerikanischen Konsulaten, und damit auch keine Visa. Jetzt ist das anders. Mitte November habe ich meinen Termin in München, und eine sehr freundliche Konsularbeamte sagt mir nach ein paar Fragen zu meinem Antrag, dass ich ein B1/B2-Visum erhalten werde. Damit darf ich bis zu sechs Monate am Stück in den USA bleiben.

Sehr gut steht es um meine Ausrüstung. Bei meiner ersten Wanderung auf dem PCT hat sich das meiste bewährt, so dass das Trial-and-Error-Shopping sich in Grenzen hält.

Schwieriger steht es um meine Kondition. Ich bin trotz aller Anstrengung langsam, und komme den Berg schlechter hoch als viele andere. Deshalb werde ich mehr Zeit einplanen für den Weg. Und ich werde weiter Kondition aufbauen, bevor es losgeht. Es sind ja noch ein paar Monate Zeit, und die Schwäbische Alb liegt direkt vor meiner Haustür! Als Trainingsgrund sommers wie winters fast ideal.

Bleibt die Frage, wohin gehen. Ob es in der zweiten Verlosungsrunde klappt mit einem Permit für den PCT? Alternativ wäre der Arizona Trail möglich oder der Continental Divide Trail. Und eine Mitwanderin aus dem Sommer schwärmt vom Colorado Trail … es gibt viele Möglichkeiten. Da wird noch eine Entscheidung fällig sein. Und dafür ist Zeit, denn alle Wege haben gemeinsam, dass vor März wenig geht. Denn selbst im äußersten Süden der USA liegt bis dahin auf den höheren Bergen so viel Schnee, dass eine längere Wanderung sehr schwierig ist.

Stay tuned.

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