Vorbereitung PCT 2022, Teil 1: Mental

PCT 2021 Washington

Swetlana hat mich gefragt, wie sich meine PCT-Vorbereitung in diesem Jahr von meiner Vorbereitung im letzten Jahr unterscheidet. Ich finde die Frage sehr spannend, und möchte sie in drei Teilen beantworten: Meine mentale, physische und praktische Vorbereitung. Wer jetzt lästert, jeder Manager hätte immerzu drei Punkte, der hat mich vielleicht erwischt …

Ich war bereits 2021 auf dem Pacific Crest Trail unterwegs, in südlicher Richtung von Washington aus. Nach etwas weniger als drei Wochen hatte ich auf dem Trail einen Unfall, hatte mir den Knöchel verstaucht, und konnte für einige Monate nicht laufen. Meine Rettung erforderte einen Hubschraubereinsatz, da es von meinem Unfallort bis zur nächsten Straße in jeder Richtung 75 km zu Fuß oder auf dem Pferd gewesen wären. Ich verdanke dem ehrenamtlichen Bergrettungsteam von Snohomish County (https://helicopterrescue.org/) wahrscheinlich mein Leben! (Nebenbei: Wer dies liest und dieses Team unterstützen möchte: Sie freuen sich sehr über Spenden für Treibstoff!)

Nach dieser Erfahrung war meine wichtigste Frage: Wie bewerte ich diesen Unfall? Was ist mein Narrativ? Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die Auswahl ist meine eigene aktive Entscheidung, und der Dreh- und Angelpunkt für alles weitere:

„Der Weg ist gefährlich. Das habe ich selbst erlebt. Wer so etwas macht, ist verrückt. Finger weg!“

Oder:

„Der Weg mag grundsätzlich gangbar sein, aber nach zwei Jahren Covid ist er in einem Zustand, dass es gefährlich ist. Vielleicht irgendwann später einmal wieder, aber jetzt nicht.“

Oder:

„Ich habe es versucht, und ich habe gesehen, dass ich das nicht kann. Schließlich sind alle anderen an meiner Unfallstelle ohne Probleme vorbei gekommen, nur ich nicht.“

Oder:

„Ich hatte einen Unfall, also habe ich offenbar etwas falsch gemacht. Daraus kann ich jetzt etwas lernen. Wenn ich das tue, habe ich bei einem neuen Versuch viel bessere Chancen. Es wäre schade, diese Lernerfahrung nicht zu nutzen, denn vor dem Unfall war die Wanderung echt fantastisch!“

Ich habe mich für dieses letzte Narrativ entschieden. Damit übernehme ich Verantwortung, anstatt Schuld zuzuweisen oder in der Opferrolle zu bleiben. Und das ist der alles entscheidende Startpunkt!

Daran schließt sich die Frage an, was ich falsch gemacht habe und beim nächsten Mal anders machen kann:

* Warum hatte ich einen Unfall?

… nun ja, der Weg war steil, schmal, überwuchert, mit Murmeltierlöchern durchsetzt, und dann war da auch noch ein umgestürzter Baum. Ich bin in ein Loch getreten, habe das Gleichgewicht verloren, und bin gefallen.

* Warum bin ich in das Loch getreten und habe das Gleichgewicht verloren, die anderen Wanderer an dieser Stelle aber nicht?

… ich habe das Loch nicht gesehen, die anderen hingegen schon! Außerdem war mein Rucksack so schwer, dass ich nach dem Stolpern das Gleichgewicht nicht wiedererlangt habe.

* Warum habe ich das Loch nicht gesehen?

… ich war unkonzentriert und zu schnell unterwegs. Habe mir die Zeit nicht genommen, sicher zu gehen.

* Warum war ich unkonzentriert und gleichzeitig zu schnell?

… ich war müde und überanstrengt, aber ich wollte unbedingt viele Meilen schaffen – die Wanderer, die am gleichen Camp wie ich übernachtet hatten, waren alle schneller unterwegs, hatten mir ihre ehrgeizigen Ziele für die Wegstrecke dieses Tages genannt, und ich wollte mithalten. Ding-dong, da ist die erste Erkenntnis: Ich hatte mich von meinem Ego davontragen lassen. Und das Ergebnis: Abbruch der Wanderung, eine lebensgefährliche Situation, und eine monatelange Krankheit. Das kann ich beim nächsten Mal definitiv besser machen!

* Warum war mein Rucksack so schwer, insbesondere schwerer als der der anderer Wanderer?

… ding-dong, da ist die zweite Erkenntnis: Ich hatte mir um alle möglichen Gefahren Sorgen gemacht, und hatte für jede dieser Sorgen etwas mitgenommen, um vorbereitet zu sein! In Summe kam dabei so viel Gepäck zusammen, dass ich es nicht mehr sicher tragen konnte.

Und damit steht meine mentale Vorbereitung:

  1. Ich werde mich wieder auf den Weg machen. Diesmal bin ich besser unterwegs, denn ich habe etwas aus den Fehlern vom letzten Mal gelernt.
  2. Ich werde beim Setzen der Tagesetappen auf mich und meine Leistungsfähigkeit achten, anstatt mich an anderen zu orientieren. Zusätzlich werde ich vor der PCT-Wanderung so gut wie nur möglich trainieren, um meine Leistungsfähigkeit zu steigern.
  3. Ich werde beim Rucksackpacken stärker auf das Gewicht achten. Insbesondere werde ich jeden Gegenstand dreimal umdrehen, den ich nur „für den Fall“ mitnehme, den ich nur mitnehme, weil ich mir um irgendetwas Sorgen mache.

Wie ich das gerade umsetze – dazu mehr in Teil 2 und Teil 3 der Vorbereitungen.

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