Der Tag beginnt, wie der letzte aufgehört hat: Auf Höhen- und Halbhöhenlagen geht es am Rande der Anza-Borrego-Wüste stetig bergab.
Allerdings verläuft der Weg jetzt weg vom Sunrise Highway. Es ist nicht mehr weit bis Julian. Die Stadt entstand, als in dieser Gegend 1869/70 Gold gefunden wurde. Einer vielversprechenden Andeutung im elektronischen Führer Far Out folgende, mache ich einen zwei Meilen weiten Umweg, um unmittelbar in die ehemaligen Goldminenfelder zu gelangen. Dort sehe ich allerdings nichts außer einem rostigen Fass, einem zu einer Pfütze vertrockneten Rinnsal und jede Menge Wüste. Die Geisterstädte kommen wohl erst später auf dem PCT.
Dafür gelingt mir ein Foto eines der vielen Vögel, die mir begegnen:
Er sitzt auf einer mannshohes vertrockneten Blüte einer Pflanze, von denen einige hier sagen, dass es sich um eine Yucca handeln könnte. Viel Ähnlichkeit mit den Yucca-Palmen in deutschen Gärtnereien scheint mir die Pflanze nicht zu haben, ich gebe das daher mit Vorsicht weiter. Allerdings sehe ich kurz darauf zum ersten Mal ein wunderschön blühendes Exemplar:
Mir wird bewusst, was für ein schöne Jahreszeit ich erwischt habe. Es wird Frühjahr, die Wüste erwacht zum Leben und blüht. In ein paar Wochen wird hier alles Grün vertrocknet sein. Aber im Moment zeigt sich die Natur von ihrer schönsten Seite:
Später folgt die nächste abenteuerliche Wasserquelle. Diesmal ist es laut Karte ein „Fire Tank“.
Filtern heißt die Devise, und das dauert. Während der Pause begegnen mir Jerry, Mr President und Mach 5. Letztere ist Bergführerin und hat einen Trail Name, der wohl selbsterklärend ist (Mach ist die amerikanische Bezeichnung für die Schallgeschwindigkeit …). Mr President hingegen verdankt seinen Trail Name seiner früheren Tätigkeit bei der Marine: für drei Präsidenten hat er Hubschrauberlandeplätze erkundet und gesichert, bevor der amerikanische Präsident dort gelandet ist. Entsprechend ist er auf vielen Fotos zum Beispiel mit Ronald Reagan zu sehen. Diesen hat er unter anderem nach Rammstein begleitet!
Ich wandere weiter und habe eigentlich vor, heute bis nach Julian zu kommen, der ersten Stadt auf dem Weg. Das wird mir allerdings zu viel, und so zelte ich noch mal in der Wüste, auf einem Platz mit großartiger Aussicht über das Shelter Valley. Neben den folgenden Bildern ist dort auch die Aufnahme vom Sonnenuntergang ganz oben entstanden!