Nach drei Tagen stehe ich vor dieser Frage. Es scheint vor allem zwei Gruppen von Menschen zu geben, für die Idyllwild existiert: Wanderer und Ruheständler aus den nahegelegenen Großstädten. Es gibt zwar auch sonst alles, was ein Ort braucht – Supermarkt, Schule, Kirchen und Baumarkt – aber vor allem gibt es Restaurants und Cafés und allerlei Läden, um den Tageswanderern und Rentnern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Dazu gehört auch die Unzahl Immobilienmakler, die auf hauskaufwillige Rentner warten.
In guten Momenten fühlt sich das so an wie in Fünfziger-Jahre-Filmen über das amerikanische Landleben.
Morgens um 7:00 sammeln sich im Red Kettle die Regulars zum Frühstück. Die Atmosphäre ist ein ländliches Diner, das Menü amerikanisches Frühstück, die Portionen üppig. Einige Stammkunden, die auf dem Weg zur Arbeit hier noch schnell frühstücken, sind ebenso da wie der Rentnertisch, an dem lebhaft debattiert wird. Die einzelnen Wanderer dazwischen stören nicht weiter. Ich beobachte, genieße den Ort und das Essen, und freue mich, als plötzlich die längst verschollen geglaubte Emilie zur Tür hereinkommt.
An einem anderen Tag sitze ich morgens im Higher Grounds, einem Kaffeehaus, das funktioniert wie Starbucks, aber mit viel mehr Liebe ausgestattet ist.
In der Ledercouch sitzt mir ein älterer Mann gegenüber. Er heißt Don Teele, wir kommen ins Gespräch, und er fragt, ob er mich zeichnen darf – er macht das mit fast jedem, der ein wenig Zeit mitbringt. Nicht für Geld, einfach so, weil es ihm Spaß macht. Und weil er gern unter Leuten ist. Und weil dies, wie er findet, ein guter Gesprächsanfang ist. Und so gehe ich mit zwei schicken Karikaturen aus dem Laden.
Bei dieser Offenheit fällt es mir leicht, über die für meinen Geschmack kitschigeren Aspekte des Ortes hinwegzusehen.