PCT 2022 Tag 33: Ein Stausee und eine ungeplante
Nachtwanderung. 18.1 Meilen bis PCT Meile 332.4

Ich wache auf dem eingezäunten Campinggelände neben dem Joshua Inn auf. Alle anderen, die gestern Nachmittag ebenso wie ich schnell wieder auf den Trail wollten, sind auch noch da und schälen sich etwas mühsam aus ihren Schlafsäcken. Die Sonne geht auf, wir frühstücken, brechen die Zelte ab, füllen Wasser nach und bereiten uns zum Aufbruch vor. Ein Mitarbeiter des Joshua Inn bietet an, uns zum Trail zurück zu fahren, wir nehmen dankend an. Allerdings dauert es ein wenig, da immer nur vier Leute gleichzeitig mitfahren können … der Tag beginnt langsam.

Wieder auf dem PCT, führt die Wanderung heute um den Silverwood Lake. Dabei handelt es sich wiederum um einen Stausee – diesmal allerdings mit Wasser drin.

Auf dem Bild sieht man die Staumauer. Das ist sicherlich nicht mein bestes Foto, allerdings neben dem Beitragsbild oben mein einziges von diesem Tag. Weitere Fotos habe ich nicht gemacht, weil mir das Naherholungsgebiet und Trinkwasserreservoir Silverwood Lake einfach nicht gefallen hat. Zwar war die Wanderung um den See eine Abwechslung nach den vielen trockenen Bergen, aber nach den Wochen echter Natur fand ich diesen künstlichen See in etwa so attraktiv wie einen Besuch im Cinderella-Schloss von Disneyland, wenn das echte Neuschwanstein direkt daneben steht.

Dafür begegnen mir auf dem Weg – die kanadischen Schwestern. Die beiden sind oben auf dem Bild zu sehen. Wir wandern den größten Teil des Tages gemeinsam, und essen abends zusammen auf einem der Picknickplätze. Wir überlegen, wo wir übernachten sollen. Silverwood Lake ist ein California State Park, das Camping kostet zehn Dollar, und die muss man an einer Station bezahlen, die eine Meile entfernt ist. Also eine Meile hin, bezahlen, eine Meile zurück, campen und übernachten, und morgen die gleiche Meile zum dritten Mal, um weiterzuwandern. Wir finden das wenig attraktiv und beschließen, noch ein wenig weiterzuwandern und die nächste Möglichkeit zum Übernachten außerhalb des Parks wahrzunehmen.

Nach etwa einer Meile finden wir einen geeigneten Schlafplatz. Es sind auch schon vier andere Zelte mit Wanderern dort. Wir schlagen unser Lager auf und ziehen uns zurück. Um 19:30, kurz vor Sonnenuntergang, tauchen zwei Ranger in Polizeiuniform auf, komplett mit Dienstwaffen und kugelsicheren Westen. Wir seien immer noch auf State-Park-Gelände, das Campen sei nur auf dafür vorgesehenen Plätzen gestattet, und dies sei keiner davon. Im übrigen koste es zehn Dollar, und wir bräuchten eine Genehmigung, die wir in einer Meile Entfernung bekommen könnten. Wir mögen unser Lager also bitteschön möglichst schnell wieder auflösen.

Vielleicht ist meine Begeisterung zu diesem Zeitpunkt vorstellbar. Auf die Frage, was wir sonst tun könnten, kommt die Antwort, den Park verlassen. Nachdem es bis zur State-Park-Grenze nur noch eine halbe Meile ist, und zwar in der richtigen Richtung, entscheiden sich ausnahmslos alle dafür, weiterzuwandern.

Tatsächlich ist die State-Park-Grenze nach einer halben Meile erreicht. Das Gelände dort ist aber so steil, dass an campen nicht zu denken ist … also weitergehen. Irgendwann wird es schon besser werden. Inzwischen wird es dunkel. Der Weg zieht sich weiter und weiter bergauf, im Stirnlampenlicht ist manche Engstelle nur schwer zu erkennen. Letztlich wandern wir noch fast zwei Stunden, bis sich endlich ein Platz findet, an dem sich halbwegs übernachten lässt. Vierzehn Stunden nach Aufbruch liege ich auf meiner Luftmatratze. Die Nacht ist kurz und wegen starken Windes unruhig. Aber immerhin – über 18 Meilen sind geschafft, so viel wie bislang noch nie.

1 Comment

  1. Albrecht

    Wow, das sind 29 km… und das alles mit großem Gepäck. Hut ab!

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