Der starke Wind lässt mein Zelt zwar stehen, aber die Geräusche wecken mich früh auf. Erstaunt sehe ich mich um, wohin ich da nachts gewandert bin – siehe oben und hier:
Die Geräusche der Nacht erklären sich als das Rauschen des Windes in den Joshua Trees, und den Betriebsgeräuschen der Windmühlen. Diese beiden Motive – die High-Tech-Windmühlen und die seit Menschengedenken hier wachsenden Joshua Trees sollen diesen und die nächsten Tage bestimmen.
Heute führt der PCT zunächst noch über die LA Aquaeduct Access Road durch das Windmühlenfeld:
Dieses Windmühlenfeld besteht aus insgesamt mehr als 4000 einzelnen Windrädern. Bis zum Horizont sieht man nichts anderes:
Ich bin hocherfreut, in einem Land, das so viel Öl und Kohle verbraucht wie die USA, in diesem massiven Umfang umweltfreundliche Stromerzeugung vorzufinden! Mir macht das Hoffnung, dass vieles auch in den USA nicht so eindeutig ist, wie es mitunter in der Presse dargestellt wird. Und dass manch einer schon mal etwas gegen den Klimawandel unternommen hat, während auf der politischen Ebene immer noch hin- und hergeredet wird. Die ersten Windmühlen wurden hier bereits in den achtziger Jahren aufgestellt!
Und auch die Joshua Trees haben es mir angetan. Ich kannte sie bis dato vor allem vom Cover des gleichnamigen U2-Albums. Bono hat damals mitten im Nordirland-Konflikt erklärt, für ihn sei der Joshua Tree ein Zeichen der Hoffnung, weil er es schafft, in einer der trockensten und lebensfeindlichsten Umgebungen der Welt, der Mojave-Wüste, zu gedeihen. Was ich erst jetzt gelernt habe: Der Joshua Tree ist hier endemisch. Diese ganz spezielle Yucca-Art wächst nur hier.
Hier wiederum wächst er so gut, dass die Pflanze fast überall zu finden ist. Sie ist überhaupt nicht selten oder schwer zu finden!
Und die scharfen, stacheligen Blätter sind der Killer für Luftmatratzen … Gott sei Dank nicht für meine.
Und die Joshua Trees tragen Früchte, deren Kerne man essen kann, wenn sie reif sind – was leider hier nicht der Fall ist:
Schließlich staune ich ein weiteres Mal über die Blütenpracht am Wegesrand. Aber der Groschen fällt immer noch nicht:
Der Tag endet an einer sehr umfangreichen Trail-Magic-Station, an der es Stühle und einen Tisch gibt, Snacks, Zeltplätze und vor allem viel Wasser. Unterhalten wird das ganze von drei Brüdern, die täglich nach dem Rechten sehen und hunderte Liter Wasser mit ihren Autos über die Querfeldeinwege hierhin bringen. Sie haben den Platz nur ein klein wenig prätentiös 549 Bar and Grill genannt … dankbar nehme ich Wasser und Snacks an und zelte. Über zwanzig Wanderer werden heute hier übernachten, um morgen nach Tehachapi weiterzugehen.
Die Windkraftanlagen sind zwar extrem zahlreich, aber klein und alt. Man hat mit dem Aufbau in den 1980ern begonnen, da waren solche 30 m hohen Windräder noch gängig. Heute bauen wir in DE 150 m hohe. Und die Nennleistung steigt proportional zur Fläche, also ein Faktor 25. So kommt es, dass die 3400 (!) Windkraftanlagen bis nördlich von Tehachapi zusammen gerade mal 1,5% der in DE installierten Leistung haben… (0,7 vs >50 GW)
Sehr interessant, danke für den Hinweis und danke für deine vielen anderen Kommentare!
Leider ist der ursprüngliche „Gründer“ der 549 Bar&Grill in 2022 verstorben. Ich habe dieses Jahr seinen Bruder getroffen, der sich weiter darum kümmert.