Der Morgen beginnt dort, wo der Abend aufgehört hat: beim Blick auf einen der beiden den Sallie Keyes Lakes direkt aus dem Zelt, siehe oben. Bei absoluter Windstille sind die Spiegelungen atemberaubend – ich fotografiere drauf los und kann mich auch heute noch nicht entscheiden, welches Bild das schönste ist:
Danach wandere ich entschieden los – und lasse die Tüte mit den Zelthäringen liegen. Aber das merke ich leider erst viel später …
Erst einmal steige ich in Richtung Passhöhe und fotografiere den oberen See noch einmal in Gänze:
Der Blick auf den Pass lässt keine Schwierigkeiten erwarten:
Tatsächlich gestaltet sich der Aufstieg heute einfach. Schon bald erreiche ich die Passhöhe, die so geräumig ist, dass man dort sogar zelten kann:
Mein Blick fällt auf das nächste Tal. Wieder die typische Badewannenform einer einstmals durch einen Gletscher geformten Landschaft:
Ich gehe ein wenig weiter auf die Kante zu und blicke auf den nächsten See. Hier hat es Schnee, aber nicht sehr viel und nicht sehr steil:
Nach dem auch nicht sehr schwierigen Abstieg fällt mein Blick zurück auf den Pass. In der Totalen erkennt man gut den überwundenen Schnee und die Lage am See:
Im Detailbild ist der genaue Weg gut zu sehen – aber man muss etwas herein zoomen:
Ich gehe weiter bis Meile 874.5. Dort ist eine Entscheidung fällig. Geradeaus führt der PCT weiter nach Mammoth Lakes, der nächsten Stadt. Links ab geht es nach Vermillion Valley Resort oder VVR.
Das Resort hat einen legendären Ruf, aber es bedeutet einen Abstecher von 6.6 Meilen – hin und zurück das doppelte. In den meisten Jahren könnte man diese Strecke bequem mit einer Fähre zurücklegen, zwischen dem Resort und dem PCT liegt nämlich ein zur Stromerzeugung angelegter Stausee, der dann praktischerweise auch gleich Lake Edison heißt – das kann man sich gut merken. In diesem Dürrejahr allerdings liegt der Wasserspiegel so niedrig, dass die Fähre nicht fahren kann. Also bedeutet ein Besuch in VVR 13.2 Meilen extra Fußweg. Das kann man zwar noch etwas abkürzen, wenn man auf der einen Seite des Sees hin und auf der anderen zurückgeht, aber es bleibt ein langer Umweg.
Der Blick auf meine Vorratslage und die Aussicht auf ein warmes Essen, das nicht aus einer Instant-Tüte kommt, geben den Ausschlag: ich wandere nach VVR.
Der Weg ist weitgehend einfach, bis auf einen kurzen Teil, in dem der Waldboden verschlammt ist. Dass dort viele Bäume umgefallen sind und kreuz und quer liegen, erschwert die Orientierung zusätzlich. Ich irre eine Weile umher, sehr zur Freude der zahlreichen Mücken im Moor, aber schließlich finde ich meinen Weg wieder.
Zwei Meilen vor VVR komme ich an den Staudamm. Die Karte ist unmissverständlich: mein Weg führt über den Damm entlang. Das Schild und das geschlossene Tor an der Straße sind es auch: Road Closed. Ich beschließe, dass das wohl für Autofahrer gedacht ist, klettere über das Tor und gehe weiter. Mir begegnet zunächst niemand, dann fährt auf der parallelen Straße hinter dem Damm ein Pickup Truck vorbei. Fahrer, Beifahrer und die beiden Wanderer auf der Ladefläche winken mir freundlich zu.
Kurz vor dem Ziel komme ich auf eine Sandpiste. Ein Verkehrsschild verkündet: End of Freeway 1/4 Mile – Ende der Autobahn in einer Viertelmeile. Mit diesem Vorgeschmack auf die Atmosphäre vor Ort komme ich am frühen Abend in VVR an.
In VVR angekommen, bemerke ich das Fehlen der Häringe. Hier absolut kein Problem – im Laden gibt es neue. Wäre ich an VVR vorbei gegangen, hätte es übler ausgesehen …